
Instandhaltung von Windkraftanlagen - nur ein Aspekt der aufkommenden Ökologisierung in der Industrie, die als Zukunftsthema der Industrieservice-Branche gilt. - (Bild: stock.adobe.com/somchai20162516)
Inhalt:
• Neue Kompetenzen für die Ökologisierung
• Mit Umweltschutz selbstbewusst in die neue Zeit
• Relevanz der Umwelt in der Arbeit nimmt zu
• Möglichkeiten der Umweltschutztechnik nutzen
• Vorreiterrolle bei den Entwicklungen einnehmen
• Der Mangelware Fachpersonal begegnen
• Nachhaltige Industrielandschaft gestalten
Mehr Ökologie, weniger Schadstoffausstoß und CO2-Neutralität sind in der deutschen Industrie die Schlagwörter der Stunde. Doch wer rüstet die überholten, umweltschädlichen Anlagen im Sinne der Umwelt um? Gerade im Mittelstand sind viele Unternehmen mit den Herausforderungen und der Arbeit, die durch die grundlegenden Veränderungen in den gesetzlichen – und auch verbraucherbedingten – Rahmenbedingungen entstehen, schlicht überfordert. Das hat auch eine aktuelle Studie des Beratungs- und Marktforschungsunternehmens Lünendonk & Hossenfelder ergeben.
Dabei sind es nicht nur die produzierenden Unternehmen aus der diskreten oder der Prozessindustrie, die ihre Anlagen für den Umweltschutz umstellen müssen. Auch der vermehrte Einsatz von regenerativen Energiequellen wie Fotovoltaik oder Windkraft wird althergebrachte Vorgehensweisen und auch Kundenstämme radikal verändern.

"Neben dem akuten Fachkräftemangel und der Digitalisierung – die aller Voraussicht nach mit dem Austausch von Produktionsanlagen beschleunigt wird – ist die CO2-neutrale Transformation der Wirtschaft eine der drei wichtigsten Themen für den Markt." - Thomas Ball, Analyst für Industrieservice bei Lünendonk & Hossenfelder
Neue Kompetenzen für die Ökologisierung
Das bestätigt Thomas Ball, Autor der betreffenden Lünendonk-Studie: „Zum einen verlieren die fossilen Kraftwerke, früher wichtige Kunden der Industrieservice-Unternehmen, immer weiter an Bedeutung. Die eingebrochene Nachfrage nach externen Instandhaltungsservices hat bereits vor ein paar Jahren die Marktentwicklung gedämpft“, sagt der Experte im Interview mit dem Fachmagazin INSTANDHALTUNG. „Für die Instandhaltung von Windkraftanlagen und Fotovoltaik zum Beispiel werden andere Kompetenzen benötigt als für Kohle- und Gaskraftwerke, sodass eine Umorientierung für viele Anbieter im Markt eine große Herausforderung ist.“
Auch eine Studie des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) zeige, dass im Zuge der Transformation zu CO2-neutraler Produktion andere Produktionsverfahren und damit andere Anlagen benötigt werden. „Auch müssen sich die Anbieter auf die Anforderungen an den Industrieservice der Zukunft anpassen. Unsere Befragung hat gezeigt, dass die Unternehmen spürbare Auswirkungen für den Zeitraum ab 2021 bis 2025 erwarten“, sagt Ball.

In der Branche sieht man sich bereit für den ökologischen Wandel hin zu mehr Technik für den Umweltschutz: „Zur Einhaltung der Klimaziele ist der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien und der Einsatz von Wasserstoff als Speichermedium und Rohstoff für die produzierenden Industrien alternativlos“, sagt Dr.-Ing. Dietmar Kestner, Geschäftsführer des Verbands für Anlagentechnik und Industrieservice (VAIS). Dies erfordere sowohl Neubau, Umrüstung sowie effizienten und sicheren Betrieb von Industrieanlagen mit hohen Anforderungen an Mensch und Technik.
„Der Industrieservice hat sich schon immer dadurch ausgezeichnet, vorausschauend und flexibel mit neuen Trends und Anforderungen umzugehen“, erklärt Kestner selbstbewusst. „Umweltschutz und CO2-Reduktion sind schon lange fester Bestandteil unseres Portfolios. Auch in Sachen Digitalisierung bieten wir effiziente Lösungen an, insbesondere auch für den umweltfreundlichen, sicheren und wirtschaftlichen Anlagenbetrieb.“
Die Industrieservice-Unternehmen spüren den Wandel in der täglichen Arbeit schon länger, wie Niklas Wiegand, Regional Executive President Deutschland beim Branchenprimus Bilfinger, erklärt: „Wir sind in diesem Geschäftsfeld seit einigen Jahren tätig und setzen bereits verschiedene Projekte um, etwa in den Bereichen Wasserstoff und LNG (Liquefied Natural Gas).“ So errichte man zum Beispiel Tankstellen für LNG-Lastkraftwagen. Auch zielten Optimierungs- beziehungsweise Effizienzprojekte in der Industrie bereits oft auf die Energie- und CO2-Effizienz von Anlagen ab. „Wir helfen also unseren Kunden, auch in diesem Bereich sowohl die Effizienz als auch die Leistungsfähigkeit ihrer Anlagen zu steigern beziehungsweise zu erhalten.“

"Wir sehen diese Themenkomplexe definitiv als sehr wichtige Zukunftsthemen, so zum Beispiel auch den Trend hin zu einer dezentraleren Energieversorgung." - Niklas Wiegand, Regional Executive President Deutschland bei Bilfinger
Bei den Mitbewerbern aus Frankfurt ist das Thema 'Umbau zur Ökologie' auf der Agenda ebenfalls weit nach oben gerutscht: „Wir merken, dass diese Themen immer stärker in den Fokus geraten – nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Klimadebatte. Das industrielle Umfeld stellt dabei keine Ausnahme dar“, erklärt Philipp Daniels, Mitglied der Geschäftsführung der Wisag Industrie Service Holding. „Diese zunehmende Relevanz ökologischer Themen stellt für uns einen großen Ansporn dar, unser eigenes ökologisches Handeln immer wieder kritisch zu hinterfragen und zu verstärken, denn gerade von uns als Dienstleister wird nachhaltiges Denken gefordert.“
Relevanz der Umwelt in der Arbeit nimmt zu
Laut Marktforscher Ball wird der Themenkomplex Ökologie in den kommenden Jahren für den Industrieservice noch relevanter werden: „Die von uns befragten Industrieservice-Unternehmen erwarten deutliche Auswirkungen auf den Markt und auf ihr Unternehmen. Die bereits beschlossene Bepreisung von CO2-Ausstoß setzt wichtige Anreize, um intensiv über Alternativen nachzudenken.“ Es sei Stand heute kaum vorstellbar, dass dieser Anpassungsprozess der Arbeit rein organisch, das heißt durch Einstellen von Kompetenzträgern und das Investieren in Know-how und Prozesse ablaufen werde.
„Wir erwarten für die kommenden zehn Jahre Zukäufe von Spezialisten und auch Verkäufe von Geschäftseinheiten. Neben dem akuten Fachkräftemangel und der Digitalisierung – die aller Voraussicht nach mit dem Austausch von Produktionsanlagen beschleunigt wird – ist die CO2-neutrale Transformation der Wirtschaft eine der drei wichtigsten Themen für den Markt.“
Beim VAIS ist Geschäftsführer Kestner ebenfalls von der Relevanz des Themas für die Zukunft überzeugt: „Umweltfreundliche Anlagen sind für eine nachhaltige und gesunde Zukunft unverzichtbar. Gerade im Industrieservice sind wir mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Anlagenbetrieb weltweit mit am stärksten betroffen“, sagt er und trommelt gleichzeitig für seine Branche als Partner der Anlagenbetreiber: „Während Anlagen längerfristig statisch funktionieren müssten, sobald sie einmal gebaut sind, liege die Aufgabe des Industrieservice darin, auf geänderte Umstände zu reagieren - oder besser noch - proaktiv zu agieren, um die geplanten Laufzeiten zu gewährleisten und gleichzeitig den Betrieb geänderten politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen“, sagt er.
Daher sei es für den Industrieservice sehr wichtig, bereits früh in den Planungsprozess der Anlagen eingebunden zu werden. „Unser Know-how ist ebenso empirisch wie exemplarisch angelegt und somit vorteilhaft für den Kunden, der oft nur seine eigenen Anlagen kennt.“
Möglichkeiten der Umweltschutztechnik nutzen
In der Branche selbst hat man die Chancen des Öko-Umbaus erkannt: „Wir sehen diese Themenkomplexe definitiv als sehr wichtige Zukunftsthemen, so zum Beispiel auch den Trend hin zu einer dezentraleren Energieversorgung“, sagt Bilfinger-Manager Wiegand. Neue Spieler drängten dabei auf den Markt, die großes Interesse an einem Dienstleister signalisieren, der einen ‚Service aus einer Hand‘ abbilden kann – von der Errichtung einer Anlage über den Betrieb bis hin zur Instandhaltung. „Mit unserer Positionierung als integrierter Lösungsanbieter sehen wir hier klare Wachstumschancen für Bilfinger.“

"Neue Themenfelder bieten immer auch viele neue Entwicklungen, in denen wir eine Vorreiterrolle einnehmen und als Experten beweisen können." - Philipp Daniels, Mitglied der Geschäftsführung der Wisag Industrie Service Holding
Unter mangelndem Selbstbewusstsein leidet der Industrieservice angesichts der aufdämmernden Herausforderungen in Sachen Umwelt allerdings nicht: „Diese Themen ziehen sich einmal durch all unsere Dienstleistungen und werden bei uns unternehmensweit ausgebaut und gefördert“, erklärt Wisags Industrieservice-Mann Daniels.
„Unser jahrelanges Know-how gibt uns die Möglichkeit, Verbesserungspotential aufseiten unserer Kunden frühzeitig zu erkennen und proaktiv Empfehlungen auszusprechen.“ Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich beispielsweise um die Ausarbeitung eines umfassenden Energieeinsparkonzepts handle oder ob man beim Umstieg auf Elektromobilität zur Seite stehe – „dank unseres breit gefächerten Serviceportfolios sind uns im industriellen Sektor kaum Grenzen gesetzt“.
Diese breite Brust im Industrieservice kommt nicht von ungefähr: „Schon in den vergangenen Jahren haben uns die Auftraggeber immer wieder mitgegeben, dass sie bei größeren Veränderungen schnell an Kapazitätsgrenzen stoßen – sowohl personell als auch von der Expertise“, sagt Marktforscher Ball. „Das gilt insbesondere für mittelständische Unternehmen. Für Industrieservice-Unternehmen, die auch beratend unterstützen, ergeben sich hier durchaus große Chancen.“
Das bestätigt der VAIS: „Erfolgreiche Instandhaltung und effizienter Industrieservice basieren auf Qualifikation, Erfahrung und Flexibilität“, sagt Geschäftsführer Kestner. „Damit bildet die Branche die wichtigsten Grundvoraussetzungen für eine zukunfts- und wettbewerbsrelevante Industrie ab.“
Bilderstrecke: Die führende Industrieservice-Unternehmen Deutschlands 2020

Platz 20 - Etabo GmbH, Bochum: Das Unternehmen machte 2019 im Industrieservice-Bereich einen Umsatz in Deutschland von 35,2 Millionen Euro (2018: 33,8 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz lag 2019 bei 51,2 Millionen Euro (2018: 42,8 Millionen Euro). Die Mitarbiterzahl lag 2019 bei 265 (2018: 220). - Quelle: Lünendonk; Symbol (Bild: stock.adobe.com/auremar)

Platz 19 - Stork Technical Services GmbH, Regensburg: Die Oberpfälzer generierten 2019 einen Industrieservice-Umsatz von 41 Millionen Euro (2018: 39,1 Millionen Euro). Insgesamt kam das Unternehmen 2019 auf einen Umsatz von 51 Millionen Euro (2018: 47,9 Millionen Euro). Die Mitarbeiterzahl stieg von 417 im Jahr 2018 auf 430 im Jahr darauf. Diese Zahlen beruhen teils auf Schätzungen. - Quelle: Lünendonk; (Bild: Stork)

Platz 18 - InfraServ Gendorf Technik GmbH, Burgkirchen a. d. Alz: 52 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete das reine Industrieservice-Unternehmen im Jahr 2019 (2018: 46 Millionen Euro). Die Mitarbeiterzahl fiel dabei von 330 im Jahr 2018 auf 300 im Jahr 2019. - Quelle: Lünendonk; (Bild: InfraServ Gendorf)

Platz 17 - InfraServ Wiesbaden Technik GmbH & Co. KG, Wiesbaden: Das Unternehmen generierte im Jahr 2019 einen Umsatz von 57,3 Millionen Euro (2018: 53,4 Millionen Euro). Waren 2018 noch 392 Menschen für den Industrieservice-Spezialisten tätig, waren es 2019 bereits 406. - Quelle: Lünendonk; (Bild: InfraServ Wiesbaden)

Platz 16 - Lobbe Industrieservice GmbH & Co. KG, Iserlohn: 100 Millionen Euro glatt betrug der Umsatz des Industrieservice-Spezialisten im Jahr 2019 (2018: 95 Millionen Euro). Die Belegschaft wuchs von 650 im Jahr 2018 auf 670 im Jahr 2019. Diese Zahlen sind teils geschätzt. - Quelle: Lünendonk; (Bild: Lobbe)

Platz 15 - Ebert Hera Esser Holding GmbH, Baden-Baden: Einen Umsatz von 110 Millionen Euro erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2019 mit seinem Industrieservice (2018: 103 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz lag 2019 bei 139 Millionen Euro (2018: 134 Millionen Euro). Im gleichen Zeitraum waren 1.330 Menschen für die Holding tätig (2018: 1.281). - Quelle: Lünendonk; (Bild: Ebert Hera Esser)

Platz 14 - Griesemann Gruppe, Wesseling: 123,9 Millionen Euro Umsatz im Industrieservice-Sektor machte das Unternehmen im Jahr 2019 (2018: 116,6 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz lag 2019 bei 127,6 Millionen Euro (2018: 119,3 Millionen Euro). Auch bei den Angestellten legte das Unternehmen zu: Von 1.428 im Jahr 2018 steigerte sich die Belegschaft auf 1.482 im Jahr 2019. - Quelle: Lünendonk; Symbol (Bild: stock.adobe.com/pitchayaarch)

Platz 13 - Johann Rohrer GmbH, Jockgrim: Der Industrieservice-Spezialist machte 2019 einen Umsatz von 129 Millionen Euro (2018: 122 Millionen). Die Belegschaft stieg von 610 (2018) auf 630 im Jahr 2019. Diese Zahlen sind teils geschätzt. - Quelle: Lünendonk; (Bild: Johann Rohrer)

Platz 12 - Yncoris GmbH & Co. KG, Hürth: Die Geschäftsleitung des Industrieservice-Spezialisten (v.li. Vorsitzender Ralf Müller und Dr. Clemens Mittelviefhaus) kann sich im Jahr 2019 über einen Umsatz von 141,1 Millionen Euro (2018: 131,6 Millionen Euro) freuen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Beschäftigten von 926 (2018) auf 989 (2019). - Quelle: Lünendonk; (Bild: Yncoris)

Platz 11 - Robur Industry Service Group GmbH, München: 178 Millionen Euro Umsatz im Bereich Industrieservice generierten die Oberbayern im Jahr 2019 (2018: 127,3 Millionen Euro). Insgesamt entstand 2019 ein Umsatz von 198 Millionen Euro (2018: 139,8 Millionen Euro). Die Belegschaft stieg von 1.400 auf 2.200. - Quelle: Lünendonk; (Bild: Robur)

Platz 10 - Altrad Industrial Services GmbH, Lingen: Die ehemalige Hertel Industrie Service GmbH kam im Jahr 2019 auf einen Industrieservice-Umsatz von 180 Millionen Euro (2018: 172,5 Millionen Euro). Insgesamt wurde ein Umsatz von 185 Millionen Euro generiert (2018: 172,5 Millionen Euro). Die Zahl der Beschäftigten betrug 2019 1.045 (2018: 1.011). Diese Zahlen sind teils geschätzt. - Quelle: Lünendonk; Symbol (Bild: stock.adobe.com/milan)

Platz 9 - Kiel Industrial Services AG, Wesseling: Mit seinen Industrieservice-Angeboten erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2019 einen Umsatz von 236,8 Millionen Euro (2018: 219,8 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz lag 2019 bei 242 Millionen Euro (2018: 223,7 Millionen Euro). Die Zahl der Beschäftigten stieg von 1.858 (2018) auf 1.897 (2019). - Quelle: Lünendonk; (Bild: Kiel)

Platz 8 - Kaefer Isoliertechnik GmbH & Co. KG, Bremen: Das Industrieservice-Geschäft brachte den Nordlichtern einen Umsatz von 243,7 Millionen Euro im Jahr 2019 ein (2018: 213,6 Millionen Euro). Insgesamt erwirtschaftete das Unternehmen 2019 einem Umsatz von 1.700 Millionen Euro - genau wie 2018. Die Mitarbeiterzahl stieg von 1.064 im Jahr 2018 auf 1.118 im Jahr 2019. - Quelle: Lünendonk; (Bild: Kaefer)

Platz 7 - Kraftanlagen München GmbH, München: Das Jahr 2019 bescherte den Bayern einen Industrieservice-Umsatz von 265 Millionen Euro (2018: 250 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz des Unternehmens lag 2019 bei 385 Millionen Euro (2018: 360 Millionen Euro). Gleichzeitig stieg die Beschäftigtenzahl von 1.450 auf 1.500. Diese Zahlen sind teils geschätzt. - Quelle: Lünendonk; (Bild: Kraftanlagen München)

Platz 6 - Weber Unternehmensgruppe GmbH & Co. KG, Pulheim: 327 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete der Industrieservice-Teil des Unternehmens im Jahr 2019 (2018: 290 Millionen). Der Gesamtumsatz lag 2019 bei 355 Millionen Euro (2018: 310 Millionen Euro). Insgesamt arbeiteten 2019 1.987 Menschen für das Unternehmen (2018: 1.950). - Quelle: Lünendonk; (Bild: Weber)

Platz 5 - Leadec Holding BV & Co. KG, Stuttgart: Der Industrieservice spülte 2019 einen Umsatz von 387 Millionen Euro in die schwäbischen Kassen (2018: 373 Millionen). Insgesamt lag der Umsatz des Unternehmens bei 890 Millionen Euro (2018: 883 Millionen Euro). Die Beschäftigtenzahl fiel von 6.320 (2018) auf 6.070 (2019). - (Bild: Leadec)

Platz 4 - Currenta GmbH & Co. OHG, Leverkusen: Der Industrieservice-Spezialist erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von 470,7 Millionen Euro (2018: 461 Millionen Euro). Dabei beschäftigte das Unternehmen 2019 1.283 Menschen (2018: 1.233). - Quelle: Lünendonk; (Bild: Currenta)

Platz 3 - Remondis Maintenance & Services GmbH & Co. KG, Köln: Das Unternehmen als Teil der Remondis-Gruppe und Gesellschafter der Unternehmensverbunde Xervon und Buchen erwirtschaftete im Industrieservice-Bereich 2019 einen Umsatz von 740 Millionen Euro (2018: 720 Millionen Euro). Insgesamt stand 2019 ein Umsatz von 970 Millionen in den Bilanzen (2018: 940 Millionen Euro). Das Unternehmen beschäftigte 2019 5.400 Menschen (2018: 5.300). - Quelle: Lünendonk; (Bild: Remondis)

Platz 2 - Wisag Industrie Service Holding GmbH, Frankfurt am Main: Am Mainufer konnte man sich 2019 über einen Umsatz aus dem Industrieservice-Geschäft von 861 Millionen Euro freuen (2018: 815 Millionen Euro). Die Beschäftigtenzahlen des Gesamtunternehmens stiegen dabei von 14.062 im Jahr 2018 auf 14.326 im Jahr 2019. - Quelle: Lünendonk; (Bild: Wisag)

Platz 1 - Bilfinger SE, Mannheim: Nach seiner Umstrukturierung erwirtschaftete das Unternehmen mit seinen Industrieservices im Jahr 2019 einen Umsatz von 963 Millionen Euro (2018: 970 Millionen Euro). Der Gesamtkonzern generierte einen Umsatz von 4.327 Millionen Euro (2018: 4.153 Millionen Euro). Die Beschäftigtenzahl sank von 7.405 (2018) auf 7.051 (2019). - Quelle: Lünendonk; (Bild: Bilfinger)
Vorreiterrolle bei den Entwicklungen einnehmen
Auch die Unternehmen selbst blicken durchaus selbstbewusst in die Zukunft: „Die Chancen liegen wie beschrieben darin, dass die neuen Wettbewerber interessiert an einem integrierten Lösungsanbieter und einem Full Service-Angebot sind. Neben der klassischen Instandhaltung können wir für diese Kunden etwa auch die Errichtung und den Betrieb von Anlagen übernehmen“, sagt etwa Bilfinger-Mann Wiegand.
Sein Wisag-Kollege Daniels bestätigt: „Neue Themenfelder bieten immer auch viele neue Entwicklungen, in denen wir eine Vorreiterrolle einnehmen und uns als Experten beweisen können. Außerdem kann ökologisches Handeln durchaus mit einem Imagevorteil einhergehen und gegebenenfalls sogar zur Stärkung der Arbeitgebermarke beitragen, was wiederum im Kampf um Fachkräfte einen Vorteil verschaffen kann.“
Doch gerade hier liegt in vielen Fällen der Hund begraben, denn zwar hat die Industrieservice-Branche Selbstbewusstsein im Überfluss, doch leidet sie seit langem an eklatantem Mangel an Fachkräften. Das bestätigt Industrieservice-Experte Ball: „Der Fachkräftemangel ist ein großes Problem für den Markt. Schon heute fällt es vielen Unternehmen schwer, nicht nur offene Stellen zu besetzen, sondern auch Azubis zu finden, die für die Herausforderungen der Zukunft ausgebildet werden können.“
Doch sei dies kein Grund, den Schraubenschlüssel ins Korn zu werfen. Die Dienstleister hätten in den vergangenen Jahren mehrere Herausforderungen – wie etwa den Umsatzrückgang durch die konventionelle Energieerzeugung – gut überwunden. Sie seien zudem oft nah dran an ihren Kunden und würden daher die Überlegungen für die Zukunft kennen.
„Wie gut einzelne Unternehmen mit dem anstehenden Wandel zurechtkommen, hängt von mehreren Faktoren ab: Welche Kompetenzen sind bereits vorhanden, wie groß ist die Kapitaldecke um in Neuerungen und Übernahmen investieren zu können und wie groß ist die Bereitschaft, ins Risiko zu gehen?“, sagt Ball. Manche Unternehmen im Markt hätten in den vergangenen Jahren bereits investiert und sich strategisch in diese Richtung verstärkt. „Es mehren sich die Anzeichen, dass dieser Mut Früchte trägt.“
Der Mangelware Fachpersonal begegnen
Die Problematik des nicht in ausreichender Zahl verfügbaren Personals kennt man selbstverständlich auch beim Verband: „Flexibilität erfordert auch Flexibilität beim Einsatz von Fachkräften“, erklärt VAIS-Geschäftsführer Kestner. „Zum einen benötigen wir natürlich, wie alle anderen Industriezweige auch, dringend qualifizierte Mitarbeiter und interessierte Nachwuchskräfte.“
Die Branche bilde dafür in einer Vielzahl von Berufsfeldern für den eigenen Bedarf aus und böte Fachkräften interessante und zukunftssichere Arbeitsplätze. Aber: „Das allein genügt noch nicht. Daher ist es für uns wichtig, gemeinsam mit unseren Partnern mittels Werkverträgen Engpässe überbrücken zu können. Im Gegensatz zu anderen Branchen werden für deren Beauftragung die gleichen anerkannt höchsten Standards der Arbeitssicherheit und Qualität angewandt.“
Die Unternehmen selbst begegnen dem Thema mit ihren ureigensten Fähigkeiten: „Unsere Fachkräfte kennen die Anlagen unserer Kunden teilweise seit Jahren beziehungsweise Jahrzehnten wie ihre Westentasche“, sagt Bilfinger-Manager Wiegand. „Diese Kompetenzen sind heute und auch künftig gefragt, denn der Kunde kann sich bei einem solchen Experten darauf verlassen, dass die Anlage sicher und zuverlässig läuft.“
Darüber hinaus werde die Beratungskompetenz wichtiger, da Beratungsleistungen und komplexe Lösungen aus einer Hand an Bedeutung gewönnen. „Darauf richten wir die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Und auch die Unternehmensstruktur passen wir dahingehend an, um statt einer Standortorientierung mehr auf eine Service- beziehungsweise Produktorientierung zu setzen und unsere Expertise standortübergreifend zu bündeln.“
Bei der Wisag werden ebenfalls Maßnahmen ergriffen: „Die Bekämpfung des Fachkräftemangels gehört mit Sicherheit zu unseren größten Herausforderungen. Gerade im Hinblick auf veränderte Anforderungen und digitale Prozesse benötigen wir qualifiziertes Personal, um auch zukünftig leistungsfähig zu bleiben“, sagt Daniels. „Aus diesem Grund ist unsere Recruiting-Strategie mittlerweile stark auf Active Sourcing ausgelegt. Außerdem setzen wir alles daran, unsere Mitarbeiter langfristig zu binden und eine kontinuierliche Weiterbildung zu fördern.“
Video: Der Markt für Industrieservices in Deutschland
Nachhaltige Industrielandschaft gestalten
Mögen durch die 'Ökologisierung' auch gewisse Herausforderungen auf den Industrieservice zukommen, für die Branche überwiegen die Möglichkeiten: „Die Chance bei der Einbindung neuer und CO2-freier Technologien in der Industrie liegt eindeutig darin, eine zukunftsfähige und nachhaltige Industrielandschaft zu gestalten, die uns und den nachfolgenden Generationen Versorgungssicherheit und einen gewissen Wohlstand garantiert. Dieses Modell ist auch auf internationale Märkte übertragbar“, sagt VAIS-Chef Kestner.
Solche Prozesse seien natürlich nicht von heute auf morgen umzusetzen. Änderungen könnten in einem bestehenden System nur sukzessive erfolgen. „Dass wir diese Umstrukturierungsprozesse bereits intensiv umsetzen, ist nur wenig bekannt. Daher müssen wir daran arbeiten, für die künftigen Maßnahmen Unterstützung sowohl ideell als auch finanziell seitens der Politik zu erhalten.“ Obwohl man eine personalintensive und umsatzstarke Branche mit höchster technischer Kompetenz sei, würden Anlagenbau und Industrieservice gerne nachrangig behandelt. Dieser Herausforderung stelle sich der VAIS, „um auch zukünftig den umweltfreundlichen und sicheren Betrieb unserer Industriestandorte zu gewährleisten.“
Bilfinger blickt der Zukunft ebenfalls optimistisch entgegen: „Ein ‚ökologischerer‘ Betrieb ihrer Anlagen verlangt unseren Kunden hohe Investitionen und Aufwendungen ab“, sagt Wiegand. Wolle zum Beispiel ein Stahlhersteller die Produktion CO2-neutral gestalten, kämen schnell Milliardenbeträge zusammen. „Für Bilfinger erkennen wir dabei Chancen, denn die Kunden suchen nach einem Partner, der sie auf diesem Weg begleitet und unterstützt. Mit unserem internationalen Know-how, der Nähe zum Kunden und der Verfügbarkeit von exzellent ausgebildeten Fachkräften sind wir gut positioniert, um diese Chancen für uns zu nutzen.“
Möglicherweise ist der Umschwung hin zu mehr Ökologie und die damit verbundenen nötigen technischen Änderungen an einer Unzahl von Anlagen sogar ein Vorteil der Serviceunternehmen gegenüber den in den Unternehmen selbst unterhaltenen Instandhaltungsabteilungen.
So sieht es zumindest die Wisag: „Im Gegensatz zu innerbetrieblichen Abteilungen haben wir den Vorteil, über unser breit gefächertes Kundenportfolio täglich aufs Neue wertvolle Einblicke zu erhalten, welche Entwicklungen – auch im ökologischen Bereich – erforderlich sind“, sagt Daniels. „Mithilfe unserer regionalen Vernetzung und unseres umfangreichen Leistungsspektrums sind wir dann in der Lage, auf die gewonnenen Einsichten zu reagieren und einen kosteneffizienten Allround-Service aus nur einer Hand zu bieten.“
Ähnliches verlautet aus dem Hause Bilfinger: „Wir sehen den ungebrochenen Trend, dass unsere Kunden sich zunehmend auf ihr Kerngeschäft fokussieren wollen“, sagt Wiegand. „Das Outsourcing wird nach unserer Erwartung weiter zunehmen. Dabei werden komplexe Lösungen und integrierte Angebote zunehmend nachgefragt. Der damit verbundenen Komplexität und den steigenden Anforderungen an uns als Dienstleister begegnen wir optimal durch unsere einzigartige Positionierung als internationaler Industriedienstleister mit einer starken regionalen Präsenz.“
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