
Selbstständig sein, als Chef die eigenen Leute führen - wer ein Unternehmen gründen will, muss oft den Sprung ins kalte Wasser wagen. Jan Dornbach ist gesprungen und leitet nun sein Instandhaltungs-Unternehmen. - Bild: Dornbach
Junge Unternehmen (neudeutsch Startups) beschäftigen sich in der allgemeinen Wahrnehmung meist mit hyperhippen Softwarethemen, latent unverständlichen Kreativaktionen oder machen irgendwas mit Öko. Dazu sitzen sie in Berlin-Friedrichshain, Hamburg-St.Pauli oder München-Schwabing.
Beim 29-jährigen Gründer Jan Dornbach ist das ein wenig anders. Er sitzt im der überdrehten Schnelllebigkeit eher unverdächtigen Olpe und hat dort 2020 sein eigenes Instandhaltungs-Unternehmen gegründet.
Und das nicht mit einer Horde barttragender, jutetaschenbewehrter Hipster, sondern mithilfe seiner Familie. Der Entschluss dazu reifte langsam, so wie der Honig, den der Hobbyimker von seinen Bienen gewinnt. Und er fußte auf einer bodenständigen Ausbildung von der Pike auf.
Seinen Schulabschluss machte er auf der Realschule – mit dem sogenannten Qualifikations-Vermerk, der es guten Schülern ermöglicht, nach der 10. Klasse die gymnasiale Oberstufe zu besuchen. "Aber ich wollte etwas Praktisches machen und habe mich für eine Berufsausbildung entschieden", erzählt Dornbach. Er entschied sich nach diversen Praktika für die Ausbildung zum Industrie-Mechatroniker – ein Weg, zu dem er jungen Menschen auf Berufssuche generell rät: "Ich war selbst nicht ganz sicher und habe mich zuerst schwergetan mit der Berufswahl. Durch diverse freiwillige Praktika, Schnuppertage, Berufsmessen und mehr habe ich meinen Weg finden können."

Dass es aber eine handwerkliche Tätigkeit sein sollte, zeigte sich – fast schon klassisch – sehr früh: "Es gibt alte Videokassetten meiner Eltern, die mich im Kindesalter zeigen, wie ich mein Spielzeug auseinandergeschraubt habe. Nicht, dass ich es damals wieder zusammengebaut hätte… ganz offen, das Instandsetzen hat dann doch noch einige Jahre gedauert." Sein Interesse zeigte sich auch in der Schule, wo ihn physikalische, mathematische und technische Abläufe und Schulfächer von klein auf am meisten interessierten.
Seine berufliche Laufbahn startete bei einem mittelständischen, familiengeführten Unternehmen im südwestfälischen Verbund der innovativen Automobilzulieferer (VIA). Dort führte sein rund 13-jähriger Weg vom Azubi über den Facharbeiter bis hin zum Leiter der Maschinen & Gebäudeinstandhaltung von zwei Werken. "Eine lehrreiche Zeit", resümiert Dornbach heute.
Doch das genügte dem umtriebigen Instandhalter nicht: Neben dem Job bildete er sich zum Fachingenieur im Bereich Maschineninstandhaltung, zum Sachverständigen für das Maschinenprüfungswesen, zum geprüften technischen Betriebswirt, sowie zum staatlich geprüften Techniker der Fachrichtung Mechatronik weiter. "Dadurch sind mir auch Zeitmanagement und Resolutheit in Fleisch und Blut übergegangen."
Jan Dornbachs Tipps für Gründer:
- Die Geschäftsidee auf den Prüfstand stellen und dran feilen bis es passt!
- Das Aneignen von Fachwissen und nötiger Qualifikationen!
- Partner suchen und ein Netzwerk aufbauen!
- Eine gründliche Marktanalyse betreiben! (Zielgruppen, Mitbewerber, "Bauchladen", Standort, et cetera)
- Die richtige Unternehmensstruktur /-form wählen!
- Das Konzept für Marketing und Vertrieb aufbauen!
- Aufstellung einer Planrechnung inklusive des Kapitalbedarfs und möglicher Fremdfinanzierung!
- Mentoring - Nicht scheuen, Hilfestellungen anzunehmen
Je mehr er lernte und je mehr Erfahrungen er sammelte, umso konkreter wurde der Wunsch, selbstständig zu arbeiten: "Getestet habe ich die Idee dann im Jahr 2018 im Nebenerwerb", erzählt Dornbach. "Ich habe gemerkt, ich möchte das machen, nicht nur eine Nummer, ein Nebenprozess sein." Und das – ein Nebenprodukt – ist man aus seiner Sicht in der Instandhaltung meistens. "Außer, man ist Dienstleister. Aber dann arbeitet man oft nur reaktiv statt proaktiv", sagt der Firmengründer. "Wenn man das Thema von Grund auf gelernt hat, sich weiterbildet, Fachabschlüsse erwirbt und dann sein Wissen nicht voll anwenden kann, dann schmerzt das innerlich."
Die Tätigkeit im Nebenerwerb zeigte: Da geht was! Aber noch war die Entscheidung nicht zur Gänze gefallen: "Ich habe gemerkt, dass Nachfrage da ist – aber auch, dass ich persönlich noch nicht bereit genug dazu war", blickt Dornbach zurück "Dazu hat es dann noch einmal gut anderthalb Jahre gebraucht. Dann ich habe mir gesagt, ich möchte nicht mit 60 oder 62 Jahren zurückschauen müssen und sagen: Hättest halt mal."
Also startete er 'Dornbach Instandhaltung'. Und der Name ist durchaus in zweierlei Hinsicht Programm, denn neben Inhaber Jan unterstützen auch seine Frau und sein Bruder das Unternehmen. Er selbst ist sowohl administrativ tätig – aber auch praktisch und mit den vier Angestellten "im Feld" unterwegs. Dabei konzentriert sich das junge Unternehmen auf den Bereich Südwestfalen – auch wenn es Kunden in Österreich und Polen hat. "Aber das ist schwierig, denn auch wenn wir ein proaktives, ganzheitliches Instandhaltungs-Konzept bieten – manchmal muss man eben doch kurzfristig auf Schäden und Stillstände reagieren." Die Kunden von Dornbach kommen aus vielen Branchen: Kunststoff, Metall, Chemie, petrochemische Anlagen, Automotive oder Sondermaschinenbau.
Kunden gewinnt Dornbach dann, wenn diese von seiner Vision der proaktiven Instandhaltung überzeugt sind – und dann schon auch mal im Wettbewerb mit großen Serviceanbietern. "Wir können hier oft mit tiefer gehender Sachkenntnis punkten – die großen Anbieter sind oft breiter, aber eben nicht so vertikal und vor allem flexibel aufgestellt."
Doch die Corona-Krise macht es nicht nur dem jungen Instandhaltungs-Unternehmen selbst, sondern auch seinen potenziellen Kunden nicht leicht: "Man merkt schon, dass der eine oder andere ums Überleben kämpft und seine Instandhaltungsmaßnahmen so weit rausschiebt wie es geht – oder sie gänzlich vernachlässigt", sagt Dornbach. "Keiner weiß, wo es hingeht. Aus den verschiedensten Branchen merkt man doch, dass da ein massives Stottern drin ist." Er selbst nutzt die Chance, sein Consulting- und Schulungs-Geschäft auszubauen.
Trotz der aktuellen Corona-Widrigkeiten, den behördlichen Abläufen bei Überschneidungen von Zuständigkeitsbereichen oder den Herausforderungen mit speziellen Gegebenheiten bei Kunden – bereut hat der junge Familienvater seinen Entschluss zur Selbstständigkeit nie. "Von den ersten konkreten Überlegungen dazu auf dem Weg zur Weiterbildung im Jahr 2011 bis zum Nebengewerbe 2018 und der Gründung 2020 – der Erhalt von Maschinen und Anlagen mit neuem und mit althergebrachtem Wissen macht mir Spaß."
Bilderstrecke: Die führenden Industrieservice-Unternehmen Deutschlands 2020

Platz 20 - Etabo GmbH, Bochum: Das Unternehmen machte 2019 im Industrieservice-Bereich einen Umsatz in Deutschland von 35,2 Millionen Euro (2018: 33,8 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz lag 2019 bei 51,2 Millionen Euro (2018: 42,8 Millionen Euro). Die Mitarbiterzahl lag 2019 bei 265 (2018: 220). - Quelle: Lünendonk; Symbolbild: stock.adobe.com/auremar

Platz 19 - Stork Technical Services GmbH, Regensburg: Die Oberpfälzer generierten 2019 einen Industrieservice-Umsatz von 41 Millionen Euro (2018: 39,1 Millionen Euro). Insgesamt kam das Unternehmen 2019 auf einen Umsatz von 51 Millionen Euro (2018: 47,9 Millionen Euro). Die Mitarbeiterzahl stieg von 417 im Jahr 2018 auf 430 im Jahr darauf. Diese Zahlen beruhen teils auf Schätzungen. - Quelle: Lünendonk; Bild: Stork

Platz 18 - InfraServ Gendorf Technik GmbH, Burgkirchen a. d. Alz: 52 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete das reine Industrieservice-Unternehmen im Jahr 2019 (2018: 46 Millionen Euro). Die Mitarbeiterzahl fiel dabei von 330 im Jahr 2018 auf 300 im Jahr 2019. - Quelle: Lünendonk; Bild: InfraServ Gendorf

Platz 17 - InfraServ Wiesbaden Technik GmbH & Co. KG, Wiesbaden: Das Unternehmen generierte im Jahr 2019 einen Umsatz von 57,3 Millionen Euro (2018: 53,4 Millionen Euro). Waren 2018 noch 392 Menschen für den Industrieservice-Spezialisten tätig, waren es 2019 bereits 406. - Quelle: Lünendonk; Bild: InfraServ Wiesbaden

Platz 16 - Lobbe Industrieservice GmbH & Co. KG, Iserlohn: 100 Millionen Euro glatt betrug der Umsatz des Industrieservice-Spezialisten im Jahr 2019 (2018: 95 Millionen Euro). Die Belegschaft wuchs von 650 im Jahr 2018 auf 670 im Jahr 2019. Diese Zahlen sind teils geschätzt. - Quelle: Lünendonk; Bild: Lobbe

Platz 15 - Ebert Hera Esser Holding GmbH, Baden-Baden: Einen Umsatz von 110 Millionen Euro erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2019 mit seinem Industrieservice (2018: 103 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz lag 2019 bei 139 Millionen Euro (2018: 134 Millionen Euro). Im gleichen Zeitraum waren 1.330 Menschen für die Holding tätig (2018: 1.281). - Quelle: Lünendonk; Bild: Ebert Hera Esser

Platz 14 - Griesemann Gruppe, Wesseling: 123,9 Millionen Euro Umsatz im Industrieservice-Sektor machte das Unternehmen im Jahr 2019 (2018: 116,6 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz lag 2019 bei 127,6 Millionen Euro (2018: 119,3 Millionen Euro). Auch bei den Angestellten legte das Unternehmen zu: Von 1.428 im Jahr 2018 steigerte sich die Belegschaft auf 1.482 im Jahr 2019. - Quelle: Lünendonk; Symbolbild: stock.adobe.com/pitchayaarch

Platz 13 - Johann Rohrer GmbH, Jockgrim: Der Industrieservice-Spezialist machte 2019 einen Umsatz von 129 Millionen Euro (2018: 122 Millionen). Die Belegschaft stieg von 610 (2018) auf 630 im Jahr 2019. Diese Zahlen sind teils geschätzt. - Quelle: Lünendonk; Bild: Johann Rohrer

Platz 12 - Yncoris GmbH & Co. KG, Hürth: Die Geschäftsleitung des Industrieservice-Spezialisten (v.li. Vorsitzender Ralf Müller und Dr. Clemens Mittelviefhaus) kann sich im Jahr 2019 über einen Umsatz von 141,1 Millionen Euro (2018: 131,6 Millionen Euro) freuen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Beschäftigten von 926 (2018) auf 989 (2019). - Quelle: Lünendonk; Bild: Yncoris

Platz 11 - Robur Industry Service Group GmbH, München: 178 Millionen Euro Umsatz im Bereich Industrieservice generierten die Oberbayern im Jahr 2019 (2018: 127,3 Millionen Euro). Insgesamt entstand 2019 ein Umsatz von 198 Millionen Euro (2018: 139,8 Millionen Euro). Die Belegschaft stieg von 1.400 auf 2.200. - Quelle: Lünendonk; Bild: Robur

Platz 10 - Altrad Industrial Services GmbH, Lingen: Die ehemalige Hertel Industrie Service GmbH kam im Jahr 2019 auf einen Industrieservice-Umsatz von 180 Millionen Euro (2018: 172,5 Millionen Euro). Insgesamt wurde ein Umsatz von 185 Millionen Euro generiert (2018: 172,5 Millionen Euro). Die Zahl der Beschäftigten betrug 2019 1.045 (2018: 1.011). Diese Zahlen sind teils geschätzt. - Quelle: Lünendonk; Symbolbild: stock.adobe.com/milan

Platz 9 - Kiel Industrial Services AG, Wesseling: Mit seinen Industrieservice-Angeboten erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2019 einen Umsatz von 236,8 Millionen Euro (2018: 219,8 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz lag 2019 bei 242 Millionen Euro (2018: 223,7 Millionen Euro). Die Zahl der Beschäftigten stieg von 1.858 (2018) auf 1.897 (2019). - Quelle: Lünendonk; Bild: Kiel

Platz 8 - Kaefer Isoliertechnik GmbH & Co. KG, Bremen: Das Industrieservice-Geschäft brachte den Nordlichtern einen Umsatz von 243,7 Millionen Euro im Jahr 2019 ein (2018: 213,6 Millionen Euro). Insgesamt erwirtschaftete das Unternehmen 2019 einem Umsatz von 1.700 Millionen Euro - genau wie 2018. Die Mitarbeiterzahl stieg von 1.064 im Jahr 2018 auf 1.118 im Jahr 2019. - Quelle: Lünendonk; Bild: Kaefer

Platz 7 - Kraftanlagen München GmbH, München: Das Jahr 2019 bescherte den Bayern einen Industrieservice-Umsatz von 265 Millionen Euro (2018: 250 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz des Unternehmens lag 2019 bei 385 Millionen Euro (2018: 360 Millionen Euro). Gleichzeitig stieg die Beschäftigtenzahl von 1.450 auf 1.500. Diese Zahlen sind teils geschätzt. - Quelle: Lünendonk; BIld: Kraftanlagen München

Platz 6 - Weber Unternehmensgruppe GmbH & Co. KG, Pulheim: 327 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete der Industrieservice-Teil des Unternehmens im Jahr 2019 (2018: 290 Millionen). Der Gesamtumsatz lag 2019 bei 355 Millionen Euro (2018: 310 Millionen Euro). Insgesamt arbeiteten 2019 1.987 Menschen für das Unternehmen (2018: 1.950). - Quelle: Lünendonk; Bild: Weber

Platz 5 - Leadec Holding BV & Co. KG, Stuttgart: Der Industrieservice spülte 2019 einen Umsatz von 387 Millionen Euro in die schwäbischen Kassen (2018: 373 Millionen). Insgesamt lag der Umsatz des Unternehmens bei 890 Millionen Euro (2018: 883 Millionen Euro). Die Beschäftigtenzahl fiel von 6.320 (2018) auf 6.070 (2019). - Bild: Leadec

Platz 4 - Currenta GmbH & Co. OHG, Leverkusen: Der Industrieservice-Spezialist erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von 470,7 Millionen Euro (2018: 461 Millionen Euro). Dabei beschäftigte das Unternehmen 2019 1.283 Menschen (2018: 1.233). - Quelle: Lünendonk; Bild: Currenta

Platz 3 - Remondis Maintenance & Services GmbH & Co. KG, Köln: Das Unternehmen als Teil der Remondis-Gruppe und Gesellschafter der Unternehmensverbunde Xervon und Buchen erwirtschaftete im Industrieservice-Bereich 2019 einen Umsatz von 740 Millionen Euro (2018: 720 Millionen Euro). Insgesamt stand 2019 ein Umsatz von 970 Millionen in den Bilanzen (2018: 940 Millionen Euro). Das Unternehmen beschäftigte 2019 5.400 Menschen (2018: 5.300). - Quelle: Lünendonk; Bild: Remondis

Platz 2 - Wisag Industrie Service Holding GmbH, Frankfurt am Main: Am Mainufer konnte man sich 2019 über einen Umsatz aus dem Industrieservice-Geschäft von 861 Millionen Euro freuen (2018: 815 Millionen Euro). Die Beschäftigtenzahlen des Gesamtunternehmens stiegen dabei von 14.062 im Jahr 2018 auf 14.326 im Jahr 2019. - Quelle: Lünendonk; Bild: Wisag

Platz 1 - Bilfinger SE, Mannheim: Nach seiner Umstrukturierung erwirtschaftete das Unternehmen mit seinen Industrieservices im Jahr 2019 einen Umsatz von 963 Millionen Euro (2018: 970 Millionen Euro). Der Gesamtkonzern generierte einen Umsatz von 4.327 Millionen Euro (2018: 4.153 Millionen Euro). Die Beschäftigtenzahl sank von 7.405 (2018) auf 7.051 (2019). - Quelle: Lünendonk; Bild: Bilfinger
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