Industrieservice

Der Industrieservice in Deutschland boomt. Das zeigt die aktuelle Lünendonk-Liste 2022. (Bild: nattawit - stock.adobe.com)

Die zehn führenden Industrieservice-Unternehmen in Deutschland wachsen um 9,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit generieren die Marktführer ein noch stärkeres Wachstum als die 20 Unternehmen der Lünendonk-Liste 2022, die im Durchschnitt um 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr wuchsen. Diese Entwicklung ist unter anderem auf Aufholeffekte nach dem pandemiebedingten Krisenjahr 2020 zurückzuführen, von dem der Industrieservice besonders stark betroffen war.

Die Erwartungen für die kommenden Jahre fallen mit einem durchschnittlichen Plus von 6,6 bis 7,7 Prozent pro Jahr optimistisch aus. Die Dekarbonisierung der Industrie und die Abkehr von der russischen Erdgasversorgung, aber auch die Maßnahmen gegen den gravierenden Personalmangel, werden in den kommenden Jahren wesentliche Einflussfaktoren auf den Markt sein. Das sind Ergebnisse der Lünendonk-Studie 2022 „Industrieservice-Unternehmen in Deutschland“, die ab sofort erhältlich ist. Die Lünendonk-Liste der 20 führenden Unternehmen ist ebenfalls verfügbar.

Industrieservice: Das Ranking der Lünendonk-Liste 2022 im Detail

Bilfinger bleibt wie in den Vorjahren und seit der Erstveröffentlichung des Rankings im Jahr 2010 Marktführer. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Mannheim generiert nach mehreren Jahren des Umsatzrückgangs erstmals wieder ein Plus und erreicht eine Jahresleistung von 1.019 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 9,2 Prozent oder 86,0 Millionen Euro.

Auf Rang zwei liegt die Wisag Industrie Service, die den Umsatz um 55,3 Millionen Euro auf nun 900,3 Millionen Euro steigerte (+6,5 Prozent) und damit als zweiter Anbieter die Schwelle von 900 Millionen Euro Umsatz erreicht. Wisag generiert wie auch weitere Unternehmen im Markt signifikante Umsätze mit Kunden aus der Fertigungsindustrie. Lünendonk weist hierauf seit dem vergangenen Jahr im Ranking gesondert hin. Auf Rang drei folgt die Remondis Maintenance & Service, die am Markt auch mit den Tochtergesellschaften Buchen und Xervon auftritt, mit einem Umsatz von nun 750,0 Millionen Euro (2020: 680,0 Millionen Euro).

 

Remondis
Mit einem 2021er-Umsatz in Deutschland von 750 Millionen Euro (2020: 680 Millionen Euro) und einer Mitarbeiterzahl von 5.500 (2021, in Deutschland - 2020: 5.400) landet die Remondis Maintenance & Services GmbH & Co. KG, Köln, auf Platz 3 im der Lünendonk-Liste 2022 für den Industrieservice. (Bild: Remondis)
Wisag
Platz 2 im Industrieservice-Ranking: Die Wisag Industrie Service Holding GmbH, Frankfurt am Main. Das Unternehmen erzielte 2021 einen Umsatz in Deutschland von 900,3 Millionen Euro (2020: 845 Millionen Euro). In der Bundesrepublik beschäftigte das Unternehmen 2020 13.431 Menschen (2020: 13.893). (Bild: Wisag)
Bilfinger Fahnen
Platz 1 der Lündendonk-Liste der größten deutschen Industrieservice-Unternehmen 2022: Die Bilfinger Engineering & Maintenance GmbH, Neu-Isenburg. Der Umsatz in Deutschland lag 2021 bei 1.019 Millionen Euro (2020: 9233 Millionen Euro). 2021 waren 6.425 Menschen für das Unternehmen tätig (2020: 6.909.) (Bild: Bilfinger)

Ebenfalls wieder auf den Wachstumskurs zurückgekehrt ist das Unternehmen Leadec mit Hauptsitz in Stuttgart, das nun 392,2 Millionen Euro in Deutschland erwirtschaftet. Neben Leadec generieren nur Bilfinger, Keafer und Lobbe mehr als 50 Prozent des Gesamtumsatzes im Ausland.

Die Weber Unternehmensgruppe liegt mit nun 355,0 Millionen Euro auf Rang fünf des Rankings. Im subjektiven Wettbewerbsbenchmark der Studienteilnehmer ist die Weber Gruppe nach Bilfinger der zweitwichtigste Wettbewerber im Markt. Die Weber Gruppe positioniert sich, unter anderem flankiert durch mehrere Übernahmen in der jüngeren Vergangenheit, als breit aufgestellter Multidienstleister für Industrieservices.

Altrad dank Kiel-Übernahme in den Top 10

Die deutsche Landesgesellschaft des französischen Industrieservice-Unternehmens Altrad hat 2021 die Gesellschaften der Kiel-Gruppe übernommen. Nicht in der Transaktion berücksichtigt wurde die Kiel Engineering GmbH. Zur besseren Vergleichbarkeit der organischen Entwicklung hat Lünendonk rückwirkend die Umsatz- und Mitarbeiterwerte für 2020 konsolidiert. Mit einem Umsatz von 250,0 Millionen Euro ist das Unternehmen mit Sitz in Lingen, das die Tochtergesellschaft Altrad Leipzig an Robur verkauft hat, nun auf Rang sieben platziert (Vorjahr: 12). Die Robur Industry Service Group ist hierdurch um einen Platz auf Rang acht gerutscht.

Die Griesemann Gruppe verbessert sich um zwei Ränge auf neun und ist erstmals in den Top 10 platziert. Das Unternehmen trennt ein Umsatz von 1,4 Millionen Euro von der auf Rang zehn positionierten Yncoris.

Yncoris - Symbolfoto
Die Top 10 der Lünendonk-Liste Industrieservice 2022 starten mit der Yncoris GmbH & Co. KG, Hürth, auf Platz 10. Das Unternehmen erwirtschaftete 2021 in Deutschland einen Umsatz von 144,3 Millionen Euro (2020: 137.3 Millionen Euro). Im Jahr 2021 waren hierzulande 1.037 Menschen für den Dienstleister tätig (2020: 1.009). (Bild: michaeljung - stock.adobe.com)
Griesemann - Symbolfoto
Die Griesemann Gruppe aus Wesseling erreicht Platz 9 im Ranking der größten deutschen Industrieservice-Unternehmen. Das Unternehmen vermeldet für 2021 einen Umsatz von 145,7 Millionen Euro und eine Beschäftigtenanzahl von 1.522 in Deutschland (2020: 126,1 Millionen Euro und 1.505). (Bild: Pitchayaarch - stock.adobe.com)
Robur
Die Robur Industry Service Group GmbH (inkl. der Escad und der Robur Industriemontagen, vormals Altrad Leipzig) steht mit einem Umsatz von 200 Millionen Euro und einer Mitarbeiteranzahl von 2.500 (beides in Deutschland im Jahr 2021) auf Platz 8. 2020 waren es noch 175 Millionen Euro und 2.300 Mitarbeiter. (Bild: Robur)
Altrad - Symbolfoto
Platz 7: die Altrad Industrial Services GmbH inkl. der 2021 übernommenen Gesellschaften der Kiel Gruppe exkl. der Kiel Engineering GmbH. Die Lingener erzielten 2021 in Deutschland einen Umatz von 250 Millionen Euro (2020: 260,8 Millionen Euro) und beschäftigen 2.200 Menschen (2020: 2.153). (Bild: Milan - stock.adobe.com)
Kaefer
Platz 6 der Lünendonk-Liste 2021 der größten deutschen Industrieservice-Unternehmen geht an die Kaefer SE & Co. KG aus Bremen. Das Unternehmen erzielte 2021 in der Bundesrepublik einen Umsatz von 254,4 Millionen Euro (2020: 215,6 Millionen Euro) und beschäftigte 1,700 Menschen (2020: 1.676). (Bild: Kaefer)
Weber
Die Weber Unternehmensgruppe GmbH & Co. KG aus Pulheim erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von 355 Millionen Euro und beschäftigte 1.978 Menschen (2020: 327 Millionen Euro und 1.987). (Bild: Weber)
Leadec
Die Leadec Holding BV & Co. KG inkl. der im Jahr 2021 übernommenen Schulz & Reichl Elektrobau GmbH und der Gunter Scholz Kommunikationstechnik GmbH erwirtschaftet in Deutschland im Jahr 2021 einen Umsatz von 392,2 Millionen Euro (2020: 352 Millionen Euro) und beschäftigte hierzulande 6.300 Menschen (2020: 5.800). (Bild: Leadec)

Ebert Hera Esser generierte das stärkste relative Wachstum aller im Ranking vertretenen Unternehmen (46,9 Prozent). Im Vorjahr hatte Ebert Hera Esser pandemiebedingt herbe Umsatzrückgänge verkraften müssen, die jedoch im Geschäftsjahr 2021 um 20 Millionen Euro überkompensiert werden konnten.

Die Plant Systems & Services PSS ist nun auf Rang 14 positioniert. Das Unternehmen ist die Muttergesellschaft der ebenfalls am Markt etablierten Etabo mit Sitz in Bochum und der von Leadec übernommenen Veltec. Neu im Ranking ist die GSN Maschinen-Anlagen-Service aus Rottenburg am Neckar, die unter anderem aufgrund der Kiel-Übernahme in die Top 20 aufgerückt ist.

Herausforderungen und Chancen im Markt

Aktuelle Herausforderungen im Markt sind die Umstellung der gasintensiven Produktionsprozesse in der Prozessindustrie, darunter insbesondere der Chemie sowie der akute Personalmangel. Die Transformation der Prozessindustrie hat durch den Krieg gegen die Ukraine und die Bedrohung der Versorgung mit russischem Erdgas eine hohe Priorität erhalten. Industrieservice-Unternehmen sind hiervon auf verschiedene Weise betroffen: Sollten Anlagen längerfristig abgeschaltet werden, müssen die Auftraggeber aus Kostengründen Wartungsaufträge verschieben. Andererseits werden sowohl bei der Umstellung auf LPG (Liquified Petroleum Gas) als auch der künftigen Umstellung auf Wasserstoff entsprechende Engineering Services sowie weitere Kompetenzen bei der Instandhaltung benötigt.

Die Fertigungsindustrie ist insbesondere beeinflusst durch das erneute Infragestellen internationaler Lieferketten und mögliche Produktionsstillstände, dem deutlichen Anstieg bei Rohstoffpreisen sowie dem Aufbau neuer Fertigungskapazitäten in Deutschland. Auch hier werden Engineering Services verstärkt nachgefragt.

Lünendonk-Partner und Studienautor Thomas Ball ordnet die Ergebnisse wie folgt ein: „Die Industrie in Deutschland steht vor großen Veränderungen. In Zeiten von Unsicherheiten steigt traditionell der Bedarf an externen Dienstleistungen, die auf Projektbasis eingekauft werden können. Das ist eine Chance für den Industrieservice in Deutschland, sofern er Lösungen für den gravierenden Personalmangel findet.“

Lünendonk & Hossenfelder

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