Industrieservice

Der Industrieservice-Branche in Deutschland geht es gut. - (Bild: Pixabay)

Die Plätze auf dem Stockerl

Im elften Jahr in Folge belegt Bilfinger den Spitzenplatz des Rankings. Dem Umsatzrückgang von 2,5 Prozent auf nunmehr 970 Millionen Euro (2017: 995 Mio Euro) steht ein Plus von 136 Millionen Euro im Ausland gegenüber, wie Lünendonk & Hossenfelder berichten. Damit zeige der von Umsatzrückgängen begleitete Prozess der Neuaufstellung Erfolge. Bilfinger sei neben Kaefer das einzige im Ranking gelistete Unternehmen, das im Ausland mehr Umsatz generiert als im Heimatmarkt.

Die Wisag Industrie Service Holding, neben Facility Services und Aviation Services die dritte Sparte des von Claus Wisser gegründeten Dienstleistungsunternehmens, setzt laut Mitteilung mit einer Steigerung von 45 Millionen Euro auf nun 815 Millionen Euro (+5,8 Prozent) die gute Umsatzentwicklung der letzten Jahre fort. Gegenüber dem Geschäftsjahr 2009 ist dies mehr als eine Verdoppelung der Jahresleistung. Mit über 14.000 Mitarbeitern ist die Wisag der größte Arbeitgeber unter den führenden Dienstleistern. 

Auf Rang 3 folgt bei Lünendonk die Remondis Maintenance & Services mit 720 Millionen Euro Inlandsumsatz (2017: 685 Mio Euro). Seit 2014 meldet das Unternehmen die konsolidierten Werte unter anderem der beiden Tochtergesellschaften Buchen Umweltservice und Xervon.

Teils massive Veränderungen

Unverändert auf Rang 4 mit 373 Millionen Euro Umsatz liegt Leadec, die nach der Übernahme von Triton Partners umbenannte Voith Industrial Service. Nach dem Verkauf mehrerer Teilgesellschaften wurde 2018 auch die Tochtergesellschaft Veltec, die die Aktivitäten für die Prozessindustrie bündelte, an die Etabo (Rang 20 des Rankings) veräußert. Die Entwicklung zum Vorjahr ist bereits um diesen Sondereffekt bereinigt. 

Die Weber Unternehmensgruppe mit Sitz in Pulheim bei Köln steigerte den Jahresumsatz um 10,3 Prozent und erreicht nun mit 290 Millionen Euro den Block der fünf führenden Anbieter im Markt. Unter Berücksichtigung des Auslandsgeschäfts hat das Familienunternehmen die 300-Millionen-Euro-Schwelle bereits überschritten. 

Kiel Industrial Services aus Wesseling bei Köln erhöhte die Jahresleistung um rund 31 Millionen Euro (+16,5 Prozent) und gehört zu den Unternehmen im Markt, die als Gesamtdienstleister wahrgenommen werden und über Kompetenzen im Engineering verfügen. Kiel verbessert sich um zwei Ränge auf Listenplatz 7. Unverändert auf Rang 8 ist Kaefer Isoliertechnik aus Bremen positioniert. Die Gesamtleistung des international tätigen Unternehmens liegt bei 1,7 Milliarden Euro. 

Bei Hertel, seit 2015 eine Gesellschaft der französischen Altrad, reduzierte sich die Jahresleistung aufgrund des Auslaufens von Großaufträgen deutlich. Erstmals liegen aktuelle Zahlen des für das Ranking relevanten Geschäftsjahres vor. Hertel konnte die Umsatzrückgänge von 2016 auf 2017 zu Teilen wieder kompensieren. Das Unternehmen schloss das Geschäftsjahr 2018, das unterjährig endete und in 2017 begann, mit 172,5 Millionen Euro ab. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Verlust von vier Rängen auf der Lünendonk-Liste.

Zuwächse im Umsatz

Die Top 10 des Rankings komplettiert Yncoris mit 131,6 Millionen Euro Dienstleistungsumsatz. Die vormalige InfraServ Knapsack unterstreicht mit der Neupositionierung seit Juni 2019 die große Bedeutung des Service-Geschäfts außerhalb des Industrieparks Knapsack in Hürth bei Köln. Als erste der vier seit jeher eigenständigen InfraServ-Gesellschaften erfüllte das Unternehmen die Kriterien zur Aufnahme in die Lünendonk-Liste.

Die Robur Industry Service Group akquirierte 2018 zahlreiche Gesellschaften und steigerte den Umsatz auch aufgrund des starken anorganischen Wachstums von 74,9 Millionen Euro auf 127,3 Millionen Euro. Mit einem Plus von 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist Robur auch in 2018 das Unternehmen mit dem größten relativen Wachstum der Top 20. 

Mit einem Umsatzplus von 25,2 Prozent folgt die Griesemann Gruppe, die organisch zulegte. Das Unternehmen bündelt mehrere Gesellschaften, darunter die John Brown Voest und die GMR. Bis zum Vorjahr war die Griesemann Gruppe noch als GMR in dem Ranking vertreten und folgt damit dem Trend, den Außenauftritt weiterzuentwickeln. Neben Yncoris und der Griesemann Gruppe gilt dies auch für Ebert Hera, die mit neuem Auftritt weniger deutlich auf die historisch übernommenen Gesellschaften hinweist.

Ebert Hera verliert aufgrund des weniger starken Wachstums gegenüber dem Wettbewerb sowie einer veränderten Berichtssystematik anderer Unternehmen zwei Listenränge. Besonders in Belgien und den Niederlanden ist Ebert Hera gewachsen. Das Private-Equity-Unternehmen Odewald, bisher Mehrheitsgesellschafter, hat seine Anteile sowohl an die Inhaberfamilie als auch an die Unternehmensgruppe Theo Müller veräußert.

Die 20 führenden Industrieservice-Unternehmen, die unter anderem Produktionsanlagen instand halten, verzeichneten im Jahr 2018 mit 7,3 Prozent das stärkste Wachstum seit Beginn der Lünendonk-Marktbeobachtung. Gründe hierfür sind unter anderem die Auflösung von Instandhaltungsstaus und vermehrte Stillstände. Das Wachstum liegt noch oberhalb der im vergangenen Jahr abgegebenen Prognosen. Neben den geplanten Instandhaltungs-, Stillstands- und Umbaumaßnahmen trieben kurzfristige Aufträge die Marktentwicklung. Auch für das laufende Geschäftsjahr 2019 sowie für 2020 erwarten die Marktführer mit 9,8 beziehungsweise 11,8 Prozent ein deutlich anziehendes Geschäft.

InfraServ Wiesbaden Technik und InfraServ Gendorf Technik setzen ihren Wachstumskurs fort und erreichen nun beide rund 53 Millionen Euro. Die Gesellschaften sind mehrheitlich im Wettbewerb tätig und erfüllen daher die Listenkriterien.

Die Etabo mit Sitz in Bochum erzielt mit 33,8 Millionen Euro das Umsatzniveau des Vorjahres (34,0 Mio. Euro) und beschließt das Ranking. Im kommenden Jahr steht eine deutliche Verbesserung im Ranking an, wenn die Umsatzzahlen der von der Etabo-Tochtergesellschaft PSS (Plant System & Services) übernommenen Veltec enthalten sind.

Thomas Ball, Studienautor und Senior Consultant der Lünendonk & Hossenfelder GmbH, kommentiert die Marktentwicklung: "Aufgrund der guten Auftragslage haben viele Industrieunternehmen Instandhaltungsmaßnahmen und Stillstände aufgeschoben. In Zeiten von Umsatzrückgängen in der Chemieindustrie werden diese dringend notwendigen Maßnahmen nachgeholt. Angesichts des Fachkräftemangels ist dies eine riskante Strategie, da die Dienstleister an ihre Leistungsgrenze stoßen."

Ball sieht Veränderungen in der Vergabepraxis von Industrieservices: "In einer jüngst durchgeführten Auftraggeberbefragung gab die Hälfte der Unternehmen an, bisher intern erbrachte Leistungen künftig fremd zu vergeben und extern eingekaufte Services stärker bei wenigen Anbietern zu bündeln. Es mehren sich die Anzeichen, dass die seit Jahren beabsichtigte Strategie, die Produktivität durch den Rückgriff auf externe Industrieservice-Unternehmen zu steigern, weiter fortgesetzt wird. Hierzu hat auch die steigende Schwierigkeit beigetragen, Fachkräfte zu gewinnen."

Lünendonk & Hossenfelder

Die 20 führenden Industrieservice-Unternehmen Deutschlands

  1. Bilfinger SE, Mannheim (Umsatz 2018 in Deutschland 970,0 Mio. €)
  2. Wisag Industrie Service Holding GmbH, Frankfurt am Main (815 Mio €)
  3. Remondis Maintenance & Services GmbH & Co. KG, Köln (720,0 Mio €, 1)
  4. Leadec Holding BV & Co. KG, Stuttgart (373,0 Mio €)
  5. Weber Unternehmensgruppe GmbH & Co. KG, Pulheim (290,0 Mio €)
  6. Kraftanlagen München GmbH, München (250,0 Mio €, *)
  7. Kiel Industrial Services AG, Wesseling (219,8 Mio €)
  8. Kaefer Isoliertechnik GmbH & Co.KG, Bremen (213,6 Mio €)
  9. Hertel Industrie Service GmbH, Lingen (172,5 Mio €)
  10. Yncoris GmbH & Co. KG, Hürth (131,6 Mio €, 2)
  11. Robur Industry Service Group GmbH, München (127,3 Mio €)
  12. Johann Rohrer GmbH, Jockgrim (122,0 Mio €, *)
  13. Griesemann Gruppe, Wesseling (116,6 Mio €)
  14. Ebert Hera Esser Holding GmbH, Baden-Baden (101,0 Mio €)
  15. Lobbe Industrieservice GmbH & Co. KG, Iserlohn (95,0 Mio €, *)
  16. InfraServ Wiesbaden Technik GmbH & Co. KG, Wiesbaden (53,4 Mio €)
  17. InfraServ Gendorf Technik GmbH, Burgkirchen an der Alz (53,0 Mio €)
  18. Stork Technical Services GmbH, Regensburg (39,1 Mio €)
  19. Baumüller Reparaturwerk GmbH & Co. KG, Nürnberg (34,1 Mio €)
  20. Etabo GmbH, Bochum (33,8 Mio €, 3)

*: Umsatz teilweise geschätzt / 1: Teil der Remondis-Gruppe und Gesellschafter der Unternehmensverbunde Xervon und Buchen, die seit 2014 konsolidiert melden / 2: Vormals InfraServ Knapsack / 3: Exkl. der in 2018 erworbenen Veltec

Quelle: Lünendonk & Hossenfelder GmbH

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