Ein Instandhaltungsplan. Wie wichtig ist er in Zeiten von Corona und Covid?

Auch in der Instandhaltung sind Pläne wichtig - aber sind sie in Corona-gebeutelten Zeiten noch genauso wichtig wie zuvor? - (Bild: thodonal - stock.adobe.com)

Jüngst forderte nach einer Online-Vorlesung ein Student, dass er "jetzt endlich mal einen festen verlässlichen Plan haben möchte, wie die Vorlesungen in seinem Studium weitergehen." Sehr gut nachvollziehbar, sein Wunsch. Aber ich konnte ihm nur einen vorläufigen Vorlesungsplan geben, natürlich mit dem Hinweis, dass alles noch vorläufig ist und sich noch viel "in diesen Zeiten" ändern kann.

"In diesen Zeiten" können wir gut beobachten, wie schwer es uns fällt, ohne verlässliche, konkrete Ziele und Pläne zu leben. Unsere Sehnsucht nach der Zeit "vor Corona" drückt sich derzeit auch in den vielen Forderungen nach Plänen aus: Die Industrie fordert von der Bundesregierung einen konkreten Exit-Plan aus den Corona-Auflagen; Eltern wollen einen Plan, wann ihre Kinder endlich wieder in die Schule gehen dürfen; die Gastronomie will einen Plan, wann sie ihre Biergärten öffnen darf; und ich würde gerne wissen, ob ich an meiner Urlaubsplanung für den Sommer in Frankreich noch festhalten kann.

Offensichtlich sind diese Pläne für uns sehr wichtig, ja fast schon "systemrelevant". Aber sind solche Pläne in Corona-Zeiten überhaupt noch zeitgemäß? Können wir überhaupt noch verlässliche Pläne für die Zukunft aufstellen? Oder ist der Ausnahmezustand die "Neue Normalität", an die man sich als Dauerzustand gewöhnen muss? Unter dem Begriff der Neuen Normalität werden gerade zahlreiche grundlegende Gewohnheiten in Frage gestellt, die wir doch so schätzten. Dazu gehören auch die liebgewonnenen Pläne, die uns so viel Sicherheit und Orientierung zu geben scheinen.

Auch in der Instandhaltung ist man ja oft stolz auf die detaillierten Pläne für Inspektionen und zur vorbeugenden Wartung. Gerade in den letzten Jahren war es ein typisches Ziel der Instandhaltung, den Anteil der geplanten Maßnahmen zu maximieren. Und im Rahmen der alljährlichen Unternehmensplanung versucht die Instandhaltung, alle Maßnahmen, selbst die der reaktiven Störungsbehebungen, möglichst detailliert vorherzusehen und zu planen. Doch auch hier ist absehbar, dass wir im Rahmen dieser Neuen Normalität auch in der Instandhaltung unsere bisherigen Planungen in Frage stellen müssen.

Unsicherheit muss aber nicht gleich Unplanbarkeit bedeuten. Wir können sehr wohl weiter Pläne aufstellen, im Beruf wie im Privaten Wir müssen nur gleichzeitig auch lernen zu akzeptieren, dass in unsicheren Zeiten der ursprüngliche Plan gegebenenfalls nicht mehr so umsetzbar ist. Dass es eben nicht nur einen Plan geben kann, sondern dass für verschiedene Rahmenbedingungen mehrere Pläne aufgestellt werden. Den einen IH-Plan gibt es dann nicht mehr, sondern vielleicht zwei oder mehr Pläne, die zudem noch fortlaufend angepasst werden müssen. Auch das ist eine Folge der Neuen Normalität in der Instandhaltung.

Industrie 4.0 in der Instandhaltung. So kann es klappen.
Industrie 4.0 soll mit Hilfe von Vernetzung, Big-Data-Analysis und KI-Methoden Pläne in der Instandhaltung vereinfachen. Wie das klappen kann, lesen Sie, wenn Sie auf das Bild klicken. - (Bild: NicoElNino / stock.adobe.com)

Flexibilität wird so vermutlich eine neue Zielgröße der Instandhaltung sein. Insbesondere in der Planung wird sie eine wichtige Rolle spielen, um der unvermeidlichen Unsicherheit zu begegnen. Für alle Beteiligen und Betroffene dieser Planung, Werker wie Manager beinhaltet dies einen schmerzlichen Prozess, in dem geliebte Sicherheiten der letzten Jahre verloren gehen.

Wie schwer es ist, sich von seinem ursprünglichen Plan womöglich verabschieden zu müssen, merke ich gerade bei meiner eigenen Planung für den Sommerurlaub. Das Ferienhaus am Atlantik ist fest eingeplant und nun doch mit vielen Fragezeichen versehen. Meine Familie plant schon alternativ einen Sommer im heimatlichen Garten. Ich mag mich damit immer noch nicht abfinden. Aber muss es wohl.

Wie denkt eigentlich mein Hund darüber? Plant er seinen Tag, seine Woche, seinen Sommer? Freut es sich auf morgendliche Strandläufe am Atlantik, so wie ich? Wohl nicht. Und trotzdem ist er glücklich, auch in "diesen Zeiten". So, wie er gerade vor meinem Schreibtisch liegt und mir beim Kolumne-Schreiben zuschaut. Ganz ohne Plan.

Ihr

Lennart Brumby

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