Homeoffice - möglicherweise auch für Instandhalter nach der Coronakrise ganz normal.

Arbeiten am heimischen Schreibtisch - möglicherweise auch für Instandhalter nach der Coronakrise ganz normal. - (Bild: Moraot - stock.adobe.com)

Diese Woche habe ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Online-Vorlesung durchgeführt. Obwohl ich das – wie viele meiner Kollegen – bislang stets abgelehnt und stattdessen lieber in Präsenzvorlesungen meine Studierenden getroffen habe. Und siehe da: Es war für alle Beteiligten gar nicht mal so schlecht, wie man das erst erwartet hatte. Außergewöhnliche Situationen zwingen einen zu außergewöhnlichen Maßnahmen.

Wie viele andere werden auch wir Hochschullehrer nun gezwungen, digitaler zu arbeiten. Und entdecken dabei durchaus auch die Vorteile dieser digitalen Arbeit. Seit Mitte März ruht bei uns der Präsenzbetrieb, und ich durchlebe den klassischen Veränderungsprozess: nach dem ersten Schock und dem Festhalten an der doch 'unverzichtbare'“ Präsenz kam die Einsicht, dass es sein muss, und nun das Ausprobieren der Online-Lehre.

Mit der Erkenntnis, dass es sicherlich andersartig als eine herkömmliche Vorlesung ist, aber in manchen Aspekten sogar besser funktioniert. Dabei haben wir durchaus schon den Hintergedanken, dass man so mache digitale Methode später auch noch beibehalten könnte.

Sicherlich sehnen auch Sie sich schon nach der Zeit, wenn wir wieder unserem gewohnten Alltag nachgehen können. Für den einen mögen es die täglichen Wartungs- und Inspektionstätigkeiten sein, für mich ist es die Lehre an meiner Hochschule. Und doch fühlen wir alle, dass es diesen früheren Alltag so nicht mehr geben wird. Es ist unzweifelhaft, dass diese außergewöhnliche Zeit uns und unsere Arbeitswelt nachhaltig verändern wird. Diese Veränderungen werden auch nicht vor der Instandhaltung haltmachen.

Viele anerkannte oder selbsternannte Zukunftsforscher versuchen heute schon zu beschreiben, welche Auswirkungen in der Post-Corona-Zeit zu beobachten sein werden. So können wir schon jetzt erkennen, wie die Entnetzung im realen Leben die Vernetzung im Digitalen Leben verstärkt. Wir erkennen plötzlich, was alles im Home-Office möglich ist. Und viele werden das in Zukunft beibehalten wollen. Es wird wohl nicht zu einer generellen Stay-at-home-Kultur führen, aber doch wird das Homeoffice insbesondere für die planerischen Arbeiten in der Instandhaltung zukünftig für manchen eine Alternative darstellen.

Der Autor Prof. Dr. Lennart Brumby

Lennart Brumby

Prof. Dr. Lennart Brumby ist Studiengangsleiter für Service Engineering an der DHBW Mannheim. Der ausgewiesene Instandhaltungs-Experte ist Mitglied im DIN Normungsausschuss Instandhaltung, im EAMC European Asset Management Committee, im FVI Forum Vision Instandhaltung, in der GFIN Gesellschaft für Instandhaltung, im KVD Kundendienst-Verband Deutschland, im VDI Fachausschuss After Sales Service, im VDI Fachausschuss Instandhaltung und WVIS Wirtschaftsverband für Industrieservice. Seine Kolumne erscheint exklusiv beim Fachmagazin Instandhaltung.

Was wir derzeit ebenfalls beobachten können, sind die vielfältigen Möglichkeiten der Statistik, die uns rund um das Corona-Phänomen verschiedenfältigste Trends und Zusammenhänge versucht aufzuzeigen. So interessant diese Corona-Statistiken auch im Moment sein mögen, stochern sie doch nur messerscharf im Nebel herum.

Die Frage, wann wir wieder unserem Alltag nachgehen können, kann uns keine Statistik beantworten. Für mich gleicht dies der Situation, dass wir zwar Maschinen mit immer mehr Sensorik überwachen, aber der Geschäftsführung doch nicht verlässlich sagen können, wie lange die technische Restlaufzeit dieser Anlage ist.

"Im Nachhinein erkennen wir doch nach Krisen oft sogar Dinge, die positiv daraus entstanden sind." - Lennart Brumby

Wir sollten aus dieser Zeit lernen, dass Unsicherheit auch zukünftig unser Leben und Arbeiten prägen wird. Ein Black-Swan-Phänomen mag zwar unwahrscheinlich klingen, kann aber jederzeit eintreten. Dies gilt auch für die Instandhaltung. Im Gegensatz zu Risiken, die wir in unserem Risikomanagement als Produkt von Wahrscheinlichkeit und Konsequenz beschreiben und somit fassen können, lässt sich Unsicherheit eben nicht quantifizieren.

Und doch ist eine solche Unsicherheit immer existent, wie wir gerade schmerzhaft erfahren müssen. Wie wir Menschen müssen daher auch Unternehmen flexibel und anpassungsfähig bleiben, um von solcher Unsicherheit nicht komplett aus der Bahn geworfen zu werden.

Und wir sollten uns bewusst werden, wie wichtig ein gehöriges Maß an Zuversicht ist, dass die Dinge sich wieder zum Guten wenden werden. Im Nachhinein erkennen wir doch nach Krisen oft sogar Dinge, die positiv daraus entstanden sind. Darum bin ich auch heute zuversichtlich, dass wir - trotz allem Leid, die diese Quarantäne und Wirtschaftskrise mit sich bringen - gestärkt aus dieser Zeit hervorgehen werden!

Ihr

Lennart Brumby

Ihnen gefällt die Brumby-Kolumne?
Im Newsletter-Format "Die Instandhaltungskolumne" schreibt Prof. Dr. Lennart Brumby exklusiv über aktuelle Themen.

Warum sollten Sie sich anmelden?
Die Kolumne im Newsletter erscheint einige Wochen VOR Veröffentlichung auf Instandhaltung.de oder im Magazin.

Jetzt anmelden: Instandhaltung.de/newsletter

Immer informiert mit dem Newsletter der INSTANDHALTUNG

Ihnen hat gefallen, was Sie gerade gelesen haben? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter!

So bleiben Sie zu allen Neuigkeiten und Trends aus der Instandhaltungs-Branche auf dem Laufenden. Profitieren Sie von den Vorteilen unserer unterschiedlichen Newsletter-Formate - kostenlos!

Hier klicken und anmelden!

Sie möchten gerne weiterlesen?