Bei der Reinigung von Industrieböden gibt es einiges zu beachten - sonst führt das Reinigen nicht zu Sauberkeit sondern zu Schäden am Bodenbelag.

Bei der Reinigung von Industrieböden gibt es einiges zu beachten - sonst führt das Reinigen nicht zu Sauberkeit sondern zu Schäden am Bodenbelag. - (Bild: Kärcher)

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Böden in der Industrie bedürfen besonderer Aufmerksamkeit. Und zwar nicht nur bei der Herstellung, sondern auch bei Beschichtung, Reinigung und Pflege. Denn sie werden außerordentlich strapaziert und sollen auch noch trittsicher und einfach zu reinigen sein. Dazu kommt, dass immer mehr Unternehmen auch in ihren Fertigungshallen auf ein sauberes und gepflegtes Ambiente Wert legen - also Schmutz oder Abrieb leicht zu entfernen sind.

In aller Regel handelt es sich bei einem Industrieboden um glatte, fugenlose, stark verdichtete und damit hochbelastbare Estriche aus einer beim Auftragen weichen Masse, die direkt im Objekt gegossen oder gespachtelt werden und dann aushärten.

Unterschieden werden folgende Estricharten:

  • Zementestrich (CT) besteht aus den Komponenten Sand beziehungsweise Kies, Zement und Wasser, wobei der Zement durch das Brennen eines Gemisches aus Kalkstein und Ton mit anschließendem Verdichten (Sintern) und Vermahlen pulverförmig hergestellt wird. Im Industriebereich werden nur sogenannte Hartstoffestriche hergestellt, die dank ihrer richtigen Dimension der Stärke und Festigkeitsklasse sehr hohe Verkehrslasten aufnehmen können - wichtig für einen Industrieboden.
    Zementestriche sind gegenüber sauren und stark alkalischen Mitteln beim Reinigen empfindlich. Bei der Einwirkung von Säuren entsteht eine "waschbetonähnliche Struktur", das bedeutet der Boden wird rauer und erschwert die Reinigung. Außerdem neigen diese Böden ohne oberflächenvergütende Maßnahmen – wie beispielsweise Imprägnierung, Versiegelung oder Beschichtung – zur Staubbildung bzw. sie lassen Schmutz und Feuchtigkeit schneller eindringen. Zementestrich ist die am meisten verwendete Estrichart.
  • Kalziumsulfatestrich (CA): Unter diesem Begriff sind alle Estriche zusammengefasst, deren Bindemittel aus wasserfreiem Kalziumsulfat (Anhydrit) besteht. Daher werden sie auch Anhydritestriche genannt. Sie zeichnen sich durch eine sehr harte, glatte, porenarme und dichte Oberfläche aus und haben eine helle Farbe. Sie sind infolge des Bindemittels gegenüber Feuchtigkeit empfindlich, da sie hygroskopische Eigenschaften haben. Aus diesem Grund sind lange Einwirkzeiten von Wasser beim Reinigen zu vermeiden, insbesondere bei der Grundreinigung, die nur in der Ein-Schritt-Methode erfolgen kann.
  • Magnesiaestrich (MA), oft auch als Magnesit-Estrich bezeichnet, besteht aus den Bindemittelkomponenten Magnesiumoxid und Magnesiumchlorid. Er zeichnet sich durch eine besondere Zähigkeit und durch die Fähigkeit aus, die mineralischen Zuschlagstoffe äußerst fest zu verbinden. Durch die Zugabe geeigneter Metalloxidfarben ist eine durchgehende Färbung möglich.
    Magnesit-Estriche werden meist schon am Tag der Fertigstellung mit einer speziellen Imprägnierung versehen, die die Anschmutzung sowie die Staubbildung reduziert und die laufende Pflege im Zuge der Gebäudereinigung erleichtert. Magnesia-Estrich mit hohem Anteil an organischen Füllstoffen verbessert die Fußwärme, wird aber gegen Feuchtigkeit empfindlicher. Daher sind Grundreinigungen mit dem Scheuersaugautomaten nur in der Ein-Schritt-Methode zu empfehlen.
  • Gussasphaltestrich (AS) ist ein hohlraumfreies, dichtes Gemisch aus Füllern wie zum Beispiel Steinmehl, Sand, Splitt oder Kies und Bitumen. Bei Letzterem handelt es sich um eine schwerflüchtige, dunkel gefärbte Substanz aus verschiedenartigen organischen Stoffen, die aus der Erdöldestillation gewonnen werden. Gussasphalt staubt nicht, ist wasserunempfindlich, weitgehend alkali- und säurebeständig, jedoch unbeständig gegenüber Lösemitteln, worauf bei einer gründlichen Reinigung zu achten ist.
Industriefußboden besteht oftmals aus Estrich - die diversen Arten verlangen allerdings nach individueller Reinigung.
Industriefußboden besteht oftmals aus Estrich - die diversen Arten verlangen allerdings nach individueller Reinigung. - (Bild: Kärcher)

Besonderheiten bei Industrieböden

Industrieböden ohne Oberflächenvergütung nehmen leicht Schmutz auf und stauben. Daher werden diese oftmals zu einem späteren Zeitpunkt mit Selbstglanzemulsionen (Wachs-/Polymerdispersionen) versehen, um die Sauberkeit im Zuge der Gebäudereinigung zu erleichtern.
Diese zusätzlichen Beschichtungen sind auch auf Kunstharzspachtelböden (zum Beispiel Epoxydharz) anzutreffen. Reinigung und Pflege erfolgen wie die eines PVC-Belags (Grundreinigung/Entschichtung, Beschichtung, Unterhaltsreinigung, Pflege).
Vereinzelt sind Holzpflasterböden anzutreffen. Sie bestehen aus einzelnen, scharfkantigen, unter Kesseldruck imprägnierten Holzklötzen (Kiefer, Lärche, Eiche), die zusammengesetzt die Stirnholzfläche ergeben. Holzpflaster ist sehr belastbar und abriebfest. Es wird vor allem bei trockener Nutzung eingesetzt und daher ist hier neben dem Kehren mit Ölkehrspänen der Einsatz einer Kehrsaugmaschine beziehungsweise einer Scheuersaugmaschine mit Walzenschrubbkopf in der Ein-Schritt-Methode zum Entfernen von Schmutz eine wirtschaftliche Lösung beim Reinigen.

Oberflächenvergütende Maßnahmen für Sauberkeit

Solche Maßnahmen müssen bei der Reinigung ebenfalls berücksichtigt werden. Dazu zählen:

  • Imprägnierungen (diffusionsoffen)
    In diesem Fall dringt das Imprägnierungsmittel je nach Untergrundqualität 0,5 bis drei Millimeter in den Estrich ein und verfestigt ihn in einem bestimmten Maße. Zudem werden die Poren des Industriebodens weitgehend gefüllt. Es entsteht jedoch keine zusammenhängende Schicht (Filmbildung) auf der Oberfläche. Die Tränkung der Poren führt dazu, dass Flüssigkeiten, die auf den Estrich gelangen, nicht sofort, sondern erst mit einer gewissen Verzögerung in ihn eindringen können.
  • Chemische Verdichtung
    Die geeignete Verdichtungsflüssigkeit wird wie eine Imprägnierung auf den Industrieboden aufgetragen und reagiert nur auf zementgebundenen Untergründen. Allein bei diesem Material kommt es zu der entsprechenden Verdichtungsreaktion (etwa ein Millimeter Tiefe). Je häufiger eine Nassreinigung erfolgt, desto intensiver wird die Verdichtungsreaktion immer wieder aufs Neue angeregt. Die Fläche wird bei jeder Reinigung gehärtet und somit resistenter gegen chemische und mechanische Beanspruchungen. 
  • Versiegelung (diffusionsoffen)
    Hierbei wird im Unterschied zu Imprägnierungen eine gewisse Materialschicht auf den Industrieboden aufgetragen. Sie ist mit einer Filmdicke von 0,1 – 0,3 Millimetern relativ dünn. Rein optisch gleicht eine Versiegelung einem Farbanstrich.
  • Beschichtungen
    Diese haben in der Regel eine Schichtdicke von 0,5 bis zwei Millimetern. Bei Stärken von zwei bis sechs Millimetern spricht man von Belägen. Je nach verwendeterm Material (Spachtelbeschichtung oder Gießharz) kann eine relativ strukturierte oder fast glatte Oberfläche des Bodens erzielt werden.
    Hier sind insbesondere die Kunstharz-Spachtelböden wie Expoxidharz oder Polyurethan zu nennen, die eine hohe Chemikalienbeständigkeit aufweisen, jedoch gegenüber Lösemitteln und mechanischen Reinigungsmitteln wie schwarzen Pads oder Stahldrahtbürsten beim Reinigen empfindlich sind.

Erstreinigung (Bauschlussreinigung) von Industrieböden

Nach der Einführung in die Bodenbelagskunde nun zur Reinigung. Diese erfordert zunächst das Aufnehmen des Grobschmutzes mit dem passenden Gerät wie einer Kehrsaugmaschine oder das Aufsaugen mit einem Nass-/Trockensauger. Hartnäckige Verschmutzungen wie Lacke, Dispersionsfarbe, Teer oder Klebstoffe werden vorsichtig mit dem Spachtel bzw. einer Klinge entfernt.

Letzte Reste von:

  • Mörtel mit grünem Handpad beseitigen.
  • Dispersionsfarbe mit Grundreiniger unverdünnt rund fünf Minuten einwirken lassen und mit grünem Handpad vorsichtig bearbeiten. Anschließend gründlich nachspülen. Achtung: Nicht auf Selbstglanzemulsionen oder Polymerbeschichtungen einsetzen.
  • Lacke/Klebstoffe vorsichtig mit Lackverdünner bearbeiten. Dabei das Lösungsmittel auf einen Lappen geben und mit dem getränkten Tuch die Lack- beziehungsweise Klebstoffreste bearbeiten. Niemals das Lösemittel direkt auf den Belag des Bodens geben.

Industrieboden: Grundreinigung in der Zwei-Schritt-Methode

Haftende Verschmutzungen wie Öl- und Fettschmutz und Schmutzkrusten werden durch Nassscheuern mit leistungsstarken Scheuersaugautomaten mit Walzenschrubbkopf beseitigt. Dabei wird – sofern der Belag es zulässt – mit vollem Anpressdruck und mit grünen Schrubbbürsten bezuiehungsweise -pads in der Zwei-Schritt-Methode gereinigt. Dabei sollte nur abschnittsweise vorgegangen werden, um eine zu starke Durchfeuchtung des Bodens bzw. zu schnelles Wiederauftrocknen der Reinigungsflotte zu vermeiden.

Im ersten Schritt wird die Reinigungsflüssigkeit mit der Scheuersaugmaschine auf den zu reinigenden Industrieboden aufgebracht, der dann zwei- bis dreimal abgeschrubbt wird – bis sich der Schmutz vollständig abgelöst hat.

Im zweiten Schritt wird dann die Schmutzflüssigkeit über den Saugbalken und die Saugeinrichtung der Maschine aufgenommen. Abschließend ist die gesamte Fläche nochmals mit klarem Wasser in der Einschritt-Methode zu säubern, d.h. Wasser auftragen, schrubben und absaugen.

Als Reinigungsmittel empfiehlt Kärcher den alkalischen Intensiv-Grundreiniger Extra RM 752 ASF, wenn neben Öl und Fetten auch Pflegefilme entfernt werden müssen. Sonst kommt der Bodengrundreiniger RM 69 ASF zum Einsatz. Die Dosierung liegt je nach Verschmutzungsgrad zwischen fünf und zehn Prozent. Bei nicht oberflächenvergüteten Industrieböden beziehungsweise wasserempfindlichen Oberflächen (siehe Estricharten) empfiehlt sich die Grundreinigung unbedingt in der Ein-Schritt-Methode, da sonst der Boden zu nass wird und Folgeschäden auftreten können.

Unterhaltsreinigung

Bei der regelmäßigen Reinigung von leichteren Verschmutzungen in der Anlage, die in der Ein-Schritt-Methode erfolgt, werden rote Schrubbbürsten beziehungsweise Pads eingesetzt. Der Schrubbautomat arbeitet mit reduziertem Anpressdruck und reduzierter Drehzahl der Walzenbürsten. Dabei wird das Reinigungsmittel – je nach Schmutzeintrag – in einer Dosierung von 0,5bis drei Prozent (RM 69 ASF) eingesetzt. Dazu empfiehlt sich die Ausstattung der Maschine mit automatischer Reinigungsmittelzudosierung (Dose). Ein Nachwischen oder Spülen ist nicht erforderlich. Der Boden ist sofort wieder begehbar.

Beseitigung von Brems- und Reifenspuren

Zur Beseitigung von Gabelstapler-Bremsspuren beziehungsweise Reifenabrieb wird das speziell dafür entwickelte Reinigungsmittel RM 776, NTA-frei, unverdünnt auf die verschmutzten Stellen mit RM-Sprayer oder Sprühflasche aufgesprüht. Einige Minuten einwirken lassen.Danach die vorgelegte Fläche mit dem Scheuersaugautomaten bearbeiten.

Je nach Oberflächenstruktur ist der Walzenschrubbkopf mit grünen Walzenpads (glatte Oberfläche) oder Walzenbürsten (strukturierte Oberfläche) auszustatten. Im nächsten Schritt wird die Schmutzflotte aufgenommen und danach mit klarem Wasser gespült (Ein-Schritt-Methode). Achtung: Diese Methode nicht auf Polymer- und Wachsbeschichtungen verwenden, da diese durch das Reinigungsmittel ablöst werden

Auch bei der Wahl der Reinigungsmittel sowie der -maschinen und -methoden sollte bei Industrieböden Sorgfalt walten.
Auch bei der Wahl der Reinigungsmittel sowie der -maschinen und -methoden sollte bei Industrieböden Sorgfalt walten. - (Bild: Kärcher)

Eine Frage des Schruppkopfes

Im Industriebereich treten in der Regel stärkere und stark haftende Verschmutzungen auf und daher empfiehlt sich bei der Nassreinigung die Scheuersaugmaschine mit Walzenschrubbkopf anzuwenden.

Glatte Oberflächen werden mit Walzenpads bearbeitet, strukturierte und raue Oberflächen mit Walzenbürsten. Die hohe Reinigungseffizienz liegt in Folgendem begründet durch:

  1. die Gegenläufigkeit der Bürsten/Pads
  2. dem hohen und gleichmäßigen Anpressdruck (bis zu 260 g/cm2) über - die gesamte Arbeitsbreite
  3. die extreme hohe Drehzahl (bis 1100 U/min)
  4. den exzellenten Bodenkontakt

So wird der Schmutz sicher vom Boden abgenommen. Außerdem ergibt sich aufgrund der hohen Drehzahl ein Selbstreinigungseffekt und damit eine immer gleich bleibende Reinigungseffizienz. Zusätzlich kann vielfach auf ein Vorkehren der Fläche vorab verzichtet werden, da die gegenläufigen Walzenbürsten den Grobschmutz in die integrierte Kehrlade befördern.

Ist eine Nassreinigung in Anbetracht der Reinigungsanforderung nicht notwendig, kann die Unterhaltsreinigung auch durch den Einsatz einer Kehrsaugmaschine erfolgen.

Kärcher

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