Wenig Platz und eine denkmalgeschütze Mauer - einfach war die Abwasserkanalsanierung per Relining für die Dommel-Experten nicht.

Wenig Platz und eine denkmalgeschütze Mauer - einfach war die Abwasserkanalsanierung per Relining für die Dommel-Experten nicht. - (Bild: Sanierungstechnik Dommel)

Wenn Abwasser zu lange im Kanalrohr verweilt und durch Gärungs- oder Verwesungsprozesse eine saure Atmosphäre entsteht, führt dies zu biogener Schwefelsäurekorrosion: Gasförmig entweichender Schwefelwasserstoff setzt sich an der Kanalwandung ab und oxidiert durch aerobe Schwefelbakterien zu Schwefelsäure. Diese greift den Beton an.

In der Folge verliert das Rohr an Wandstärke und es bilden sich oft unangenehme Gerüche. Diese Art der Korrosion lag auch im Abwasserkanal im Weg an dem Wall in Schwalmtal vor. Hier waren bereits die Zuschlagstoffe deutlich zu sehen. Hinzu kamen Fehlstellen in der Rohrwandung sowie schadhaft angeschlossene Seitenanschlüsse.

Um nicht nur die vollständige Funktion des Kanals wiederherzustellen, sondern auch dessen nachhaltige Betriebsfähigkeit zu sichern, schrieben die Schwalmtalwerke als Bauherr und das beauftragte Ingenieurbüro Jaffke aus Krefeld als Sanierungsmaßnahme das Rohr-Relining mit PE-Rohren aus. Ausgeführt wurde das Verfahren in geschlossener Bauweise binnen 40 Tagen von der Sanierungstechnik Dommel GmbH. Die Maßnahme beinhaltete auch den Bau neuer Schachtbauwerke sowie den Austausch und die Anbindung von Anschlussleitungen in offener Bauweise.

Begleitende Tiefbauarbeiten

Die Schächte rekonstruierte das Unternehmen anschließend mit Kanalklinkern, einer Abdeckplatte, Schachtbauteilen und einem Kanaldeckel bis auf Straßenniveau. Zudem wurden die bestehenden Anschlussleitungen in offener Bauweise übernommen. Letztere mussten entsprechend erkundet, gesäubert und zum Teil über mehrere Meter – bis hin zur Grundstücksgrenze – ausgetauscht werden.

Hierfür hob Dommel an den ermittelten Stellen Kopflöcher aus und öffnete den vorhandenen Betonkanal in Tiefen von bis zu 1,75 Meter. An den Einmündungen der anbindenden Hausanschlüsse in den sanierten Hauptkanal bohrten die Kanalprofis das neu eingezogene PE-Rohr auf, um die neuen Anschlüsse anzubinden. Diese wurden mithilfe von Aufschweißstutzen realisiert und so eine kraftschlüssige und dichte Verbindung der Anschlüsse mit dem Hauptrohr hergestellt. Nach Abschluss der Maßnahmen war die gesamte Straßenoberfläche wiederherzustellen.

Bilderstrecke: So läuft Rohr-Relining ab

Kleine Gasse, große Herausforderung

Obwohl die Sanierungsmaßnahmen zu den Kernkompetenzen der Sanierungstechniker gehören, musste sich das Unternehmen beim Projekt in Schwalmtal einigen besonderen Herausforderungen stellen. So handelt es sich beim "Weg an dem Wall" um eine enge Gasse, die als Einbahnstraße angelegt ist. Ein schweres Rangieren mit großen Fahrzeugen war somit nicht möglich.

Auch die vielen querenden Leitungen ließen es lediglich zu, mit kleinen Geräten – beispielsweise für den Aushub – zu arbeiten. Ein Großteil der Baustelleneinrichtung musste auf eine nahe Fläche ausgelagert werden. Zudem ist der Baustellenbereich von einem belebten Umfeld gekennzeichnet: Neben Wohnhäusern befinden sich hier auch pädagogische Einrichtungen für Kinder und Jugendliche. Daher musste die Absicherung der Baustelle mit Absperrzäunen besonders zuverlässig erfolgen. Auch die Baugruben galt es, während der arbeitsfreien Zeiten durch Abdeckplatten zu schließen und somit für Anwohner befahrbar zu machen.

Eine weitere Herausforderung stellte die Sicherung einer circa zwei Meter hohen denkmalgeschützten Mauer dar, die sich am Weg an dem Wall entlangzieht. Diese wurde bereits vor den Sanierungsmaßnahmen zur Beweissicherung von einem spezialisierten Gutachter untersucht. Beim Erstellen der Baugruben und Kopflöcher musste daher mit höchster Vorsicht und Präzision gearbeitet werden. So wurde die Mauer in den Aufgrabungsbereichen mit zusätzlichen Abstützungen – unter anderem mithilfe von Bohlen, Schalbrettern und Streben – entsprechend stabilisiert.

Das Rohr im Rohr

Mit dem Rohr-Relining wurde von den Schwalmtalwerke in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Jaffke ein Verfahren gewählt, das gleich in mehrfacher Hinsicht für das Projekt prädestiniert ist: So sorgt das PE-Rohr im Altrohr unter anderem für einen geringeren Rohr-Querschnitt. Die Fließgeschwindigkeit wird automatisch erhöht, wodurch sich das Risiko erneuter biogener Schwefelsäurekorrosion reduziert.

Auch war die Sanierung längerer Abschnitte in geschlossener Bauweise möglich. Baugruben waren lediglich dort erforderlich, wo die Schächte neu gebaut oder Anschlussleitungen erneuert werden mussten. "Ein Neubau in offener Bauweise hätte wesentlich länger gedauert und wäre mit viel größeren Erdbewegungen und höheren CO2-Emissionen verbunden gewesen", erklärt Benedikt Stentrup, Geschäftsführer der Sanierungstechnik Dommel GmbH. Dank fachlicher Expertise der Kanalprofis aus Hamm wurden das Verfahren sowie die begleitenden Tiefbaumaßnahmen trotz zahlreicher Besonderheiten fristgerecht innerhalb von 40 Tagen abgeschlossen.

 

Video: Kanalsanierung in Schwalmtal

So lief die Inline-Kanalsanierung in Schwalmtal. - Inhalt: Dommel

Dommel

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