Gut geschmiert und dennoch hoher Verschleiß! Egal ob es sich um Gleitbahnen, Gelenke, Ketten oder ähnliches handelt – dieses Phänomen scheint allgegenwärtig und unbezwingbar zu sein. Ganze Generationen von Instandhaltungstechnikern erleben täglich wie ihre Mühen, Maschinen und technische Geräte über einen längstmöglichen Zeitraum hin funktionsfähig zu erhalten, zur Sisyphusarbeit wird.
Schmier-Beispiel Gabelstaplerkette
Wenn man sich eine Gabelstaplerkette anschaut, dann fragt man sich unwillkürlich, wer wohl diese Ketten ständig mit Schmutz bewirft? Es ist fast Standard, dass diese Ketten millimeterdick mit einer unappetitlichen Schmutzschicht bedeckt sind. Nun wäre die 'Unappetitlichkeit' an sich kein Problem. Die Kette soll ja schließlich nicht gegessen werden oder sonst ästhetischen Ansprüchen genügen. Es geht hier rein um die Frage der Funktionstüchtigkeit und der Lebensdauer. Nun, zugegeben, diese Kriterien sind bei einem Gabelstapler nicht besonders dramatisch, aber das Prinzip einer falsch geschmierten Kette (oder anderen technischen Geräten) lässt sich hier sehr gut ableiten.
Das Wichtigste im Überblick:
- "Jeder optimalen Schmierung geht eine zuverlässige Reinigung voraus!"
- Trockene, dennoch gut geschmierte Oberflächen bleiben länger sauber!
- Ausreichende Additivierung spart Energie und Geld!
Staub und Öl – eine aggressive Verbindung
"Wer gut schmiert – der gut fährt!" Dieses Sprichwort scheint Grundlage für viele in der täglichen Wartungsarbeit zu sein. Um hier richtig verstanden zu werden, das ist völlig in Ordnung, wenn vor dem Schmiervorgang die zu schmierende Stelle, gründlich gereinigt wurde. In der Praxis ist dies jedoch nicht immer der Fall. Als Beispiel sei hier die tägliche Wartung einer technischen Anlage bei laufendem Betrieb genannt. Hier könnte gar nicht gereinigt werden, ohne den Arbeitsprozess zu unterbrechen.
Das Resultat lässt sich leicht an der zwar gut geschmierten, aber stark verschmutzten Oberfläche erkennen. Besonders schlimm wird es, wenn mit öligen Schmiermitteln gearbeitet wird. Die ölige Oberfläche wirkt wie ein Magnet auf Staub- und Schmutzpartikel. Diese bleiben auf der geschmierten Oberfläche haften und bilden somit eine Art Schmirgelpaste, die mit jeder Bewegung Verschleiß verursacht. Bei Ketten wird diese Emulsion ins Innenlager geführt, bei Gelenken in die Zwischenräume und bei Gleitbahnen ist eben die Oberfläche damit beaufschlagt.
Der ökonomische Faktor
Wie oben dargelegt wurde, bringt Schmieren ohne vorherige Reinigung letztlich einen höheren Verschleiß. Dass sich ein höherer Verschleiß in höheren Kosten für die Instandsetzung der verschlissenen oder gar defekten Teile und Maschinen niederschlägt, liegt wohl auf der Hand. Wer also wirklich ökonomisch arbeiten will, legt großen Wert auf die allgemeine Unterhaltswartung aller technischen Anlagen und Teile. Nur so wird gewährleistet, dass Produktionsprozesse zuverlässig laufen. Und nur ein zuverlässiger Produktionsprozess garantiert, dass ein verkaufsfähiges Produkt in vorausberechneter Menge zum festgelegten Zeitpunkt hergestellt werden kann. Und damit verdient ein produzierendes Unternehmen Geld, nicht durch den Einkauf möglichst billiger Wartungsmittel.
Kennzeichnungsbeispiel für Wartungsmittel in Spraydosen (Treibgas Propan-Butan) mit aromatisiertem Kohlenwasserstofflösemittel.
Möglichkeiten für den Praktiker
Gut wären demnach chemische Wartungsprodukte, welche sowohl reinigen, als auch schmieren. Hier ist das Angebot an entsprechenden Mitteln noch relativ groß. Dass der Reinigungs- und der Schmierprozess hierbei in einem Arbeitsgang erledigt werden sollte, ergibt sich aus den oben dargestellten Problemen.
Eine bessere Variante stellen Wartungsprodukte dar, die mit synthetischen Schmiermitteln arbeiten. Hier wird ebenfalls in einem Arbeitsgang gereinigt und geschmiert. Der Vorteil liegt hier aber in der trockenen und dennoch gut geschmierten Oberfläche. Die geschmierten Oberflächen bleiben länger sauber, verringern den Verschleiß und brauchen seltener nachgeschmiert zu werden. Darüber hinaus sind synthetische Schmiermittel so gut wie keinem Alterungsprozess unterworfen. Sie verharzen und verkoken also nicht.
Die nach heutigem technischen Standard beste Lösung bieten Produkte, die mit Additivtechnik arbeiten. Die Produkte reinigen, schmieren und schützen in einem Arbeitsgang. Sie kommen ohne Feststoffpartikel, wie zum Beispiel PTFE, Graphit oder ähnlichem aus und bewirken eine Einglättung der metallischen Oberfläche. Dies hat, zum Beispiel bei Ketten, eine enorme Reduzierung der Antriebsenergie zur Folge. Messungen bei einem Automobilhersteller und in der Zuckerindustrie ergaben Energieeinsparungen von bis zu 30 Prozent.
Selbstverständlich ist hier eine ausreichende Additivmenge notwendig um einen derartigen Effekt zu erzielen. Mit einer Pseudoadditivierung ist es nicht getan. Große Unterschiede gibt es bei den im Markt angebotenen Produkten auch im Bereich der verwendeten Reinigungskomponenten. So ist es interessant zu wissen, ob hier entaromatisierte Kohlenwasserstoffe als Lösemittel verwendet werden? Das hat im Prinzip keine Auswirkungen auf die Reinigungskraft, sondern direkt auf die Kennzeichnungspflicht nach der Gefahrstoffverordnung. Siehe Gefahrstoffverordnung §7 Absatz 3:
"Der Arbeitgeber hat auf der Grundlage des Ergebnisses der Substitutionsprüfung nach § 6 Absatz 1 Satz 2 Nummer 4 vorrangig eine Substitution durchzuführen. Er hat Gefahrstoffe oder Verfahren durch Stoffe, Gemische oder Erzeugnisse oder Verfahren zu ersetzen, die unter den jeweiligen Verwendungsbedingungen für die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten nicht oder weniger gefährlich sind."
Kennzeichnungsbeispiele für Produkte in Spraydosen (Treibgas Propan-Butan) mit entaromatisiertem Kohlenwasserstofflösemittel.
Wenn der Dreck erst mal weg muss: Bildergalerie "Wann welcher Hochdruckreiniger zum Einsatz kommen kann"
Bearbeitet von Stefan Weinzierl