Die Sieger präsentierten dann im März in Berlin auf den MAINDAYS die Ergebnisse ihrer erfolgreichen und preisgekrönten Arbeit. MAINTAINER 2010 in der Kategorie ,Instandhalter in Industrieunternehmen’ wurde die Deutsche Edelstahlwerke GmbH mit ihrem Projekt ,Lean Maintenance als Reaktion auf das Produktionssystem’. Dabei geht es um folgendes:
Die Deutschen Edelstahlwerke führten 2007 ein ganzheitliches Produktionssystem ein, das Deutsche Edelstahlwerke Produktionssystem (DPS). Diese System beschreibt Prinzipien und Methoden, die notwendig sind, um Produktion verschwendungsarm zu gestalten. Während der ersten Schritte der Implementierung wurden die Instandhaltungsbetriebe jedoch lediglich als Lieferant von mehr Verfügbarkeit betrachtet. Hinzu kam, dass schon in der Vergangenheit die großflächige Verteilung der Anlagen und der Kostendruck immer wieder zu Spannungen zwischen den Produktionsbetrieben und der Instandhaltung führten. Diese galt im Prinzip als Kostenverursacher, ja selbst die Leistungsfähigkeit der Abteilung wurde häufig in Frage gestellt.
Die Suche nach einer angemessenen Reaktion auf die neuen Herausforderungen durch das DPS und der Wunsch, die bestehenden Spannungen endlich abzubauen, veranlassten die Instandhaltung, ihre Organisation und die Prozessabläufe grundlegend zu überarbeiten. Jedoch sollte nicht höchste Verfügbarkeit um jjeden Preis erreicht werden, denn bei einer solchen Zielstellung kann sich das Rad schnell in die falsche Richtung drehen: Hoher Ressourceeinsatz in Form von ständig verfügbaren Mitarbeitern als Feuerwehr, hohe Reserveteilquoten oder übertriebene vorbeugende Maßnahmen erhöhen zwar die Verfügbarkeit, sind aber oft zu teuer erkauft.
Hautsächliches Ziel des Projekts ,DPS in der Instandhaltung – Lean Maintenance’ war es, die Instandhaltung als eigenes Unternehmen zu etablieren, für das die Prinzipien und Methoden des DPS vollinhaltlich gelten. Das bedeutet insbesondere, eine verschwendungsarme Instandhaltung aufzubauen.
Sämtliche der in diesem Projekt umgesetzten Veränderungen basieren auf der Erkenntnis, dass mit Transparenz, Information, klarer Zuweisung der Verantwortung und Beteiligung der Mitarbeiter langfristig bessere Ergebnisse erzielt werden. Im Laufe des Prozesses wurden grundsätzlich alle Bereiche und Prozesse der Instandhaltung in Frage gestellt und überarbeitet. Entsprechend der anfangs erarbeiteten Zieldefinition und der darauf basierenden Ablaufpläne übernahm ein Team aus Mitarbeitern verschiedener Struktureinheiten die Aufgabe, den Wandlungsprozess zu gestalten und die strategischen Ziele effektiv in die Realität der praktischen Arbeit zu integrieren.
Letztendlich gelang es sogar, das produktionsproportionale I+R-Budget im schwersten Jahr der DEW durch transparentes, tagesaktuelles Kostencontrolling einzuhalten. Der Erfolg lässt sich damit in messbaren Größen darstellen, aber auch die ,weicheren’, jedoch nicht weniger wichtigen Faktoren wurden positiv beeinflusst. Den Preis in der Kategorie ,Instandhaltungsdienstleister’ errang BIS Chemserv mit ihrer, Schwingungsüberwachung mit Vibracheck’.
Chemserv ist ein Dienstleistungsunternehmen für industrielle Instandhaltung im Bereich der Prozessindustrie, und damit nicht nur ein Experte, sondern auch ein Vorreiter der ‚Zustandsorientierten Instandhaltung’. Wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung dieser modernen Strategien ist die Zustandserfassung der zu überwachenden Maschinen, das Condition Monitoring. Condition Monitoring bedeutet vor allem die Ausführung von Messprogrammen, für die häufig Online-Messsysteme eingesetzt werden müssen.
Chemserv als externem Dienstleister sah sich dabei jedoch oft mit der Forderung konfrontiert, dass derartige Messsysteme ohne jegliche Veränderungen an der zu überwachenden Maschine installiert werden sollten, denn die sind ja in der Regel ,fremdes Eigentum’.
Deutsche Edelstahlwerke
DPS in der Instandhaltung – Lean Maintenance
Am Standort Witten der Deutschen Edelstahlwerke GmbH sind ca. 1.700 Mitarbeiter beschäftigt, 650 davon im Hauptbereich Walzwerk. Zu diesem Hauptbereich gehören neben der eigentlichen Walzstraße weitere sechs Betriebsbereiche: Wärmebehandlungen, Schälbetriebe, eine Schmiedemaschine, Adjustagebetriebe sowie das Zentrallager. Diese Betriebe werden zentral von einer Instandhaltung mit 68 Mitarbeitern betreut. Die einzelnen Betrieb des sind über ein Areal von 526.000 m², also eine Fläche mit langen Wegen, verteilt. Das allein schon bedeutet eine Herausforderung für das Instandhaltungsmanagement.
Die Deutschen Edelstahlwerken führten 2007 ein ganzheitliches Produktionssystem ein, das Deutsche Edelstahlwerke Produktionssystem (DPS). Um den damit verbundenen Herausforderungen gerecht werden zu können, mussten Organisation und Prozessabläufe der Instandhaltung sowie deren materielle Basis grundlegend verändert werden. Dieses Projekt wurde mit dem MAINTAINER Award für Betriebliche Instandhaltung ausgezeichnet.
Deutsche Edelstahlwerke GmbH
Tel.: 02302 29 06
www.dew-stahl.com
Das aber ist eine sehr eingehende Vorgabe, denn ohne die Installation zumindest von elektrischen Einspeisungen und Datenverbindungen lässt sich ein Messsystem nicht betreiben. Die Nutzung der vorhandenen Netzwerke zur Datenübertragung steht in der Regel schon gar nicht zur Diskussion.
Um Lösungen für dieses Problem zu finden, startete MCE Chemserv in Linz ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt mit dem Ziel war es, eine Messeinheit zu entwickeln, die folgende Anforderungen erfüllt:
- Energieautarke Sensoreinheit, die an Ort und Stelle am zu überwachenden Equipment montiert werden kann, mit Batteriebetrieb, so dass der Installationsaufwand für Energieversorgung entfälllt.
- Selbstständige und periodische Messung der Vibration (Beschleunigung), so dass keine Routengänge an Ort und Stelle notwendig sind.
- Automatische Weiterleitung der Messdaten nach dem M2M-Prinzip (Machine-to-Machine) mit dem GSM-Mobilfunknetz, so dass kein Installationsaufwand für Datenleitungen anfällt, völlige Unabhängigkeit von Netzwerken wie LAN oder WLAN, die sich im Besitz des Kunden befinden.
- Automatische Speicherung der Messdaten auf einem Server.
- Ortsunabhängiger Zugriff auf die Messdaten und Auswertung dieser mit einem Auswerteprogramm auf Basis einer Webapplikation.
- Eignung für den rauen industriellen Einsatz, auch im Ex-Bereich.
- Preiswertes, kompaktes und einfach zu handhabendes System.
In mehrjähriger Arbeit, in die auch namhafte forschungsnahe Unternehmen einbezogen waren, entstand das Produkt VibraCheck, das seit Herbst 2009 am Markt verfügbar ist. Chemserv ist damit in der Lage, seinen Kunden Condition Monitoring online durchführen zu können, ohne an deren Aggregaten irgendwelche Veränderungen vornehmen zu müssen. Condition Monitoring mit unserem VibraCheck wird als Dienstleistung angeboten, die Kunden müssen dazu keinerlei Investition tätigen, weder in das Gerät, noch in die Installation. Zudem können sie individuell und jederzeit mit der modernen Webapplikation Einblick in die Maschinenüberwachung nehmen.
Mit dem VibraCheck wurden die wichtigsten Ziele, nämlich einfache Bedienung, günstiger Preis, Transparenz und punktgenaue Benachrichtigung im Störungsfall erreicht. Wesentlich ist auch, dass mit VibraCheck zeitaufwändige Routengänge, die oft auch sicherheitstechnisch problematisch sind, entfallen. Das Produkt ist mit zwei Patenten und auch bezüglich der Wortmarke geschützt.
Der Innovationspreis wurde für eine pfiffige Lösung verliehen
Den Innovationspreis gewann ein Produkt, mit dessen Hilfe sich ein altbekanntes Problem lösen lässt, und zwar auf Grundlage einer einfachen, aber pfiffigen Idee. Das Problem besteht darin, dass Rohrverbindungen aus GFK-Rohren (glasfaserverstärkte Kunststoffrohre) mit Dichtungen immer stärkeren chemischen Belastungen, Temperaturen und Drücken standhalten müssen. Ließen sich bei niedrigen Belastungen noch ,weiche’ Gummidichtungen für die Kunststoffrohrleitungen verwenden, so wurden bei steigenden Druckbelastungen schon solche mit Stahlkern notwendig.
Doch Gummi ist chemisch nur unzureichend beständig. Als Alternative kommen deshalb Dichtungen aus Polytetrafluorethylen, kurz PTFE, in Betracht. Diese funktionieren aber auch nicht zufriedenstellend; insbesondere die erste Dichtungsgeneration neigte zum ,Fließen’. So wurden dann die Instandhalter regelmäßig durch die Anlagen geschickt, um jede einzelne Flanschverbindung nachzuziehen, wobei klar war, dass sie nach zwei oder drei Tagen wieder anfangen, undicht zu werden.
BIS Chemserv
Schwingungsüberwachung mit Vibracheck
Die Chemserv Industrie Service GmbH ist der Spezialist für Industrieservice innerhalb der Unternehmensgruppe Bilfinger Berger Industrial Services (BIS). Sie erwirtschaftet rund 97 Mio. Euro Umsatz an den Standorten in Linz (A), Krems (A), Schwechat (A), Ebensee (A), Kirchdorf (A), Burghausen (D) und Neustadt (D). Mit moderner Ausrüstung, mobilen Werkstätten und etwa 600 hochqualifizierten Mitarbeitern deckt BIS Chemserv alle Anforderungen moderner Instandhaltung ab. Eigene, staatlich akkreditierte Institute unterstützen die Abwicklung durch Analyse, Prüfung und Beratung. Das integrierte Engineering verbindet Kompetenzen aus unterschiedlichen Planungsbereichen mit Erfahrungen aus der Instandhaltung zu einem Gesamtpaket.
BIS Chemserv verfügt im Netzwerk der BIS über alle Möglichkeiten, eigene Ressourcen durch jene des Konzerns zu verstärken. Bei Bedarf stehen die Spezialkenntnisse und die Arbeitskraft von mehreren Tausend Mitarbeitern zur Verfügung.
Chemserv Industrie Service GmbH
Im Zuge weiterer Entwicklungen gelang es dann zwar, die Fließeigenschaften zu verbessern, aber das gegen aggressive
Chemikalien resistent PTFE hat auch einen Nachteil: Es ist hart und unflexibel. Um abzusichern, dass es zu keinen Leckagen kommt, müssen deshalb die Dichtungen mit hohen Anzugsmomente installiert werden. Das führt zu mechanischen Belastungen bis an die Festigkeitsgrenze des Flanschsystems und erhöht schließlich wieder die Gefahr von Undichtigkeiten.
Mit seiner innovativen Dichtung Tectrion Pro-GFK T504, hat der Industrie-Dienstleister TECTRION nun diese Probleme auf originelle Art gelöst. Denn im Gegensatz zu herkömmlichen Systemen verfügt diese Flachdichtung über unikale Eigenschaften: Sie dichtet ausgezeichnet ab, sie lässt sich leicht installieren und ist wartungsarm.
Die Grundüberlegung für die Entwicklung dieser Dichtung bestand darin, dass sie unterschiedliche Eigenschaften aufweisen soll: So musste die hervorragenden chemischen Beständigkeit von PTFE auf jeden Fall erhalten bleiben. Außerdem wurde eine relativ hohe Rückfederrate gefordert, und die Anzugsmomente dürfen das Flanschsystem nicht übermäßig belasten. Nur diese Kombination von Eigenschaften kann sicher stellen, dass Kunststoffrohrverbundsysteme dauerhaft dicht bleiben.
TECTRION
Dichtung Tectrion Pro-GFK T504
Die TECTRION gehört zu den führenden deutschen Industrie-Dienstleistern und bietet Instandhaltungslösungen für Produktionsanlagen, insbesondere im chemischen und pharmazeutischen Bereich an. Das Unternehmen verfügt über langjährige Erfahrung auf den Gebieten Technik und Anlagen und über direkten Zugriff auf eigene, kompetente Werkstätten. Es arbeitet herstellerunabhängig und bietet Leistungen in den Bereichen Inspektion, Wartung, Montage und Instandsetzung aus einer Hand. TECTRION ist zudem in der Lage, kundenspezifische Produkte zu entwickeln und zu vermarkten, mit deren Hilfe sich Anlagen wirtschaftlich und wettbewerbsfähig betreiben lassen.
Tectrion GmbH
www.tectrion.de
Diesen Überlegungen folgend entwickelte ein Expertenteam aus der eigenen Kunststoffwerkstatt von TECTRION eine PTFE-Dichtung, die alle Anforderungen erfüllt. Mehr noch, im Gegensatz zu DIN- und EN-Abmessungen wurde die Neuentwicklung speziell auf die vorgegebenen Durchmesser von Kunststoffverbundsystemen abgestimmt und liegt jederzeit perfekt zentriert in den Losflanschen.
Der Trick, der all das möglich macht: Durch Anbringen einer oder mehreren Nuten wird eine rund dreifach höhere Betriebsrestflächenpressung mit GFK-Losflanschen als bisher erreicht, und zwar selbst bei Temperatur- und Druckwechsel. Als PTFE-Dichtung bietet Tectrion Pro-GFK T504 auch gute Standfestigkeit durch hohe Rückfederrate, universelle Beständigkeit beständig gegen Chemikalien und Alterungsprozesse. Insbesondere in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, wo in großem Umfang GFK-Rohre eingesetzt werden, sollte die Neuentwicklung mit offenen Armen aufgenommen werden. Denn die Tectrion Pro-GFK T504 verfügt inzwischen auch als erste ihrer Art über das TA-Luft-Zertifikat für Kunststoffverbundsysteme für einen Betriebsüberdruck bis 10 bar.
Ingo Busch
T.A. Cook Consultants