Maintainer Award 2017 Preisträger + Jury

Die Jury gratuliert den Preisträgern (v.l.): Dr. Thomas Heller, Dortmunder Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, Dr. Andreas Weber, Evonik, Jurymitglied, Dr. Stephan Buser, Novartis Pharma AG, Pasquale Petrella, Novartis Pharma AG, Alexander Mankel, Augmensys, Ingo Busch, Fachmagazin Instandhaltung, Jury, Thomas Cook. - (Bild: TA. Cook & Partner Consultants)

Ob nun in der Chemie, Metallverarbeitung, Energieversorgung oder bei den Technischen Dienstleistern: Auf den Kunden ausgerichtete, integrierte Wertschöpfungsketten, nahtlose Verknüpfungen von Systemen und Prozessen sowie der Echtzeitzugriff auf Daten sind kategorische Imperative der digitalen Zukunft. Darüber, dass dabei auch der Faktor Mensch und sein Mut zur Veränderung großen Raum einnehmen, ware sich Teilnehmer und Experten des Instandhaltungsforums einig.

So stellten dann zahlreiche Vorträge und Diskussionsbeiträge wirklich klar und eindrucksvoll dar, welche Wege Industrieunternehmen einschlagen, um sich fit für die digitale Transformation zu machen. Gezeigt wurde auch, wie das trotz oder gerade wegen sinkender Mitarbeiterzahlen, wachsender Anforderungen aus dem regulatorischen Umfeld oder dem gestiegenen Kostendruck gelingt.

MAINTAINER-Gewinner aus der Schweiz und aus Österreich

Das Highlight der Veranstaltung war die Verleihung des MAINTAINERs, des Awards für herausragende Leistungen in der Instandhaltung. Dem Aufruf zur Bewerbung waren namhafte Unternehmen aus Industrie, technischer Dienstleistung und Forschung gefolgt.

Interessant war die internationale Ausrichtung – eine außergewöhnlich gute Resonanz verzeichnete der Wettbewerb in diesem Jahr auch durch Einsendungen aus Österreich und der Schweiz. Dabei setzten sich in einem spannenden Rennen Novartis Chemical Operations Schweiz und Augmensys aus Klagenfurt in Österreich mit preiswürdigen Projekten durch.

Preis für Excellence in Instandhaltung & technischem Service

In der Kategorie Excellence in Instandhaltung & technischem Service gewann Novartis Pharma Schweizerhalle AG mit einem vielschichtigen Projekt zum Thema “Wertorientierte Instandhaltung“.

Novartis Anlagenverfügbarkeit

Projekt von Novartis: Dem Preisträger gelang eine signifikante Senkung der direkten und indirekten Instandhaltungskosten bei verbesserter Anlagenverfügbarkeit um 26 Prozent zwischen 2014 und 2016. – Bild: Novartis

Unzufrieden mit der hohen Zahl der Anlagenausfälle und dem Kostenverhältnis von geplanten zu korrektiven Instandhaltungsmaßnahmen sowie fehlender Transparenz, läuteten die Schweizer 2014 den Wandel von der “reparaturfokussierten” hin zur “zuverlässigkeitsfokussierten” Kultur ein. Zentraler Treiber war dabei das Reliability Engineering, das anfallende Maßnahmen immer auch in Hinblick auf die wirtschaftliche Kosten-Nutzen-Relation betrachtet.

Flankiert wurde der wertorientierte Ansatz durch die Einführung eines auf SAP-Daten basierenden neuen Cost Tracking Tools sowie eines Reliability Cockpits. Die Schaffung struktureller Voraussetzungen wie die Definition von Verantwortlichkeiten (Paten) für die chemischen Produktionsanlagen und die Einführung eines zentralen Lagers ergänzten das Verbesserungsprogramm. Die zeitgleiche Entwicklung eines datenbasierten “Business Oriented Asset Criticality Assessment” (BACA) Tools diente dazu, betriebswirtschaftlich kritische Anlagen zu definieren.

Die Erfolge nach der Umsetzung können sich sehen lassen: Neben der signifikanten Senkung der direkten und indirekten R&U Kosten bei verbesserter Anlagenverfügbarkeit um 26 Prozent von 2014 bis 2016 konnten im gleichen Zeitraum auch die Anlagenausfälle um 88 Prozent reduziert werden. Das Verhältnis korrektive Instandhaltung zu präventiver Instandhaltung im Jahr 2014 von ca. 64 Prozent zu 36 Prozent konnte auf 35 Prozent zu 65 Prozent verbessert werden.

Instandhaltung und Services

Novartis AG, Basel, Schweiz
Novartis ist ein global tätiges Gesundheitsunternehmen mit Sitz in Basel, Schweiz. Die Geschichte des Unternehmens reicht 150 Jahre zurück. Novartis bietet medizinische Lösungen an und geht auf die sich verändernden Bedürfnisse von Patienten und Gesellschaften auf der ganzen Welt ein. Die Produkte von Novartis sind in 155 Ländern erhältlich. Im Jahr 2016 hat das Unternehmen fast eine Milliarde Menschen erreicht.

Weltweit arbeiten rund 123.000 Menschen mit 142 Nationalitäten bei Novartis. In der Schweiz sind rund 13.000 Mitarbeitende beschäftigt, wobei rund 3 000 auf den Produktionssektor entfallen. Im Jahr 2016 erzielte Novartis einen Nettoumsatz von 48,5 Milliarden USD und investierte rund neun Milliarden USD in Forschung und Entwicklung.

Aktuell enthält die Novartis-Pipeline mehr als 200 Projekte in verschiedenen klinischen Entwicklungsphasen. Im Werk Schweizerhalle produziert die Chemische Produktion von Novartis Wirkstoffe und Zwischenprodukte für rund 25 verschiedene Medikamente. Die Produkte werden mit anspruchsvollen chemischen Verfahren in technisch komplexen Spezialanlagen – von der Kleinmengen- bis hin zur Hochvolumenproduktion – hergestellt. Insgesamt beschäftigt Novartis in Schweizerhalle rund 600 Mitarbeitende, wovon ein Großeil im kontinuierlichen Schichtbetrieb in den drei dort angesiedelten Produktionsgebäuden arbeitet.

Augmented Innovationen aus Österreich

Der MAINTAINER-Sonderpreis für Innovation ging an Augmensys GmbH für ein intelligentes Indoor-Lokalisierungssystem, das Inspektionsrundgänge durch Einsatz von IBeacons unterstützt und papierlos dokumentiert.

Augmensys Ubik Industrieanlage

Projekt von Augmensys: Beispielhafter Einsatz von UBIK® in einer Industrieanlage. UBIK® überlagert live das Kamerabild mit aktuell für den Benutzer wichtigen Informationen. – Bild: Augmensys

Unter dem Motto “Daten verfügbar machen – zur richtigen Zeit, am richtigen Ort” wurde ein Indoor-Lokalisierungssystem für die industrielle Instandhaltung entwickelt, mithilfe dessen definierte Prozesse an mobilen Endgeräten (Tablet, Smartphones, Smart-Glasses) vollautomatisch ausgelöst werden können. Die Lokalisierung basiert auf batteriebetriebenen BLE-IBeacons, die in kontinuierlichen Intervallen einen eindeutigen Identifier aussenden. Dieser Identifier wird vom Mobilgerät erkannt und mit einer Datenbank abgeglichen, wodurch die Position und die Größe des Bereiches um den IBeacon bekannt sind.

Durch eine Signalstärke-basierte Entfernungsberechnung lässt sich erkennen, ob sich das Mobilgerät im Bereich eines IBeacons befindet. Das Betreten und Verlassen eines Bereiches führt zur Auslösung eines Event. Damit lassen sich dann im Mobilgerät festgelegte Prozesse, etwa die Durchführung eines Wartungsplans oder die Bearbeitung von Checklisten, anhand der konkreten Umgebung des Benutzers starten.

Mit dem standortbezogenen Einsatz von UBIK®, einer AR-basierten Datenmanagement-Software, erfolgt die Datenkonsolidierung semi-automatisch. Sobald ein Mitarbeiter einen Bereich betritt, werden dieser und alle enthaltenen Equipments am Mobilgerät in einer Karte dargestellt. Wird der Bereich ohne Interaktion wieder verlassen, gelten alle Equipments als funktionstüchtig und werden entsprechend im Datenbanksystem vermerkt. Nur im Falle eines nicht funktionstüchtigen Equipments ist eine Interaktion des Mitarbeiters erforderlich.

Beide Beiträge fanden großen Beifall beim Fachpublikum. Nach einer schwungvollen Laudatio seitens der Jury, vertreten durch Dr. Andreas Weber von Evonik Technology & Infrastructure GmbH, wurden den Preisträgern unter begeistertem Applaus die begehrten Trophäen überreicht.

Beide Preisträger überzeugten mit Ansätzen, die klassische Instandhaltungsmethoden mit neuen Technologien und datengestützten Analyse-Tools kombinieren – und dabei nicht nur beachtliche Effizienzsprünge, sondern auch echte Verbesserungen in Zuverlässigkeit und Qualität erreichen.

Innovationen

Augmensys GmbH Klagenfurt, Österreich
Augmensys ist Anbieter der führenden Software UBIK® für mobiles Datenmanagement mit Augmented Reality Unterstützung, gemacht für den professionellen Einsatz in Industrie und Gewerbe. 2011 wurde das Unternehmen gegründet und hat mittlerweile Standorte in Österreich, Deutschland und Brasilien.

Die Lösungen von Augmensys sind vorrangig für die Anreicherung von vorhandenen Daten entworfen. Es geht also nicht darum, eine weitere Datenbank im Unternehmen zu etablieren, sondern den Nutzen dessen, was bereits im Unternehmen vorhanden ist – oder noch anzuschaffen ist –, zu steigern.

Zudem bietet Augmensys ein breites Spektrum an Dienstleistungen. Basierend auf umfassendem Wissen und Erfahrung bei der Implementierung industrieller Software, können Unternehmen von der Domänenexpertise des Teams profitieren, egal ob in Beratungs- oder Erweiterungsprojekten oder bei der Neueinführung eines Produktes.

Auszeichnung außerhalb des Wettbewerbs

Eine Besonderheit gab es diesem Jahr: Erstmals wurde von der Jury auch ein Beitrag “außerhalb des Wettbewerbs” geehrt. Das Projekt “Smart Maintenance for Smart Factories“, eingereicht vom Dortmunder Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, untersucht eingehend die Rolle der Instandhaltung im Umfeld der industriellen Produktion 4.0 und will daraus resultierende Handlungsbedarfe sowie Potenziale für den Wirtschafts- und Innovationsstandort Deutschland aufzeigen. Das Projekt wird gemeinschaftlich von namhaften Forschungsinstitutionen und Industrieunternehmen unter Federführung des Fraunhofer-Instituts IML bearbeitet und in Kooperation mit der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften durchgeführt.

Insgesamt sorgte die Fülle der Fachbeiträge mit wertvollen Impulsen und Anregungen bei den Teilnehmern für ausgiebigen Diskussionsstoff – und für die ein oder andere überarbeitete To-Do-Liste. em

Pressemeldung von Astrid Werner, T.A. Cook & Partner Consultants

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