DEN Instandhalter gibt es nicht, sagt die Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Instandhaltung Weinheim (KIW) Katrin Jordan. Deshalb könnten sich junge Menschen dazu auch nicht gezielt ausbilden lassen. "Aber es gibt viele Wege, die beruflich in die Instandhaltung führen", versichert sie. "Schließlich braucht es alle Gewerke, die beim Bau einer Fabrik erforderlich sind auch, um diese instand zu halten", ergänzt Dr. Karl-Friedrich Geibig, Referent am KIW und Geschäftsführer der auf Instandhaltung spezialisierten Ingenieurgesellschaft Francke & Dr. Geibig. Im Schnitt seien daran rund 20 technische Berufe beteiligt. "Für die meisten davon ist eine Lehre in einem Gewerk der Mechanik oder Elektrotechnik die Grundlage", so Geibig.
Am häufigsten finden sich in der Instandhaltung deshalb Fachkräfte, die eine dreieinhalbjährige Lehre als Industrie- oder Anlagenmechaniker, Mechatroniker, Industrieeletriker oder –elektroniker gemacht haben. Dabei stehen Instandhaltungsarbeiten, die Erstellung von Wartungs- und Inspektionsplänen sowie die Arbeit mit digitalen Diagnosesystemen explizit im Lehrplan der Industriemechaniker. Allerdings kümmern sie sich eher um die einzelne Maschine sowie mechanische Fertigungsanlagen. Anlagenmechaniker dagegen kennen sich mit Druckbehältern, Kesseln und Rohrleitungen sowie Systemen aus, die Flüssigkeiten, Gase oder Pulver transportieren und verarbeiten. Sie arbeiten daher meist in der chemischen Industrie, Raffinerien oder Kraftwerken.
Neben diesen Berufen finden sich in der Instandhaltung allerdings auch Fachleute aus Gewerken, die man dort nicht vermuten würde. "Betriebe, die Kali zu Düngemitteln verarbeiten, benötigen in der Instandhaltung beispielsweise Zimmerer", erklärt Karl-Friedrich Geibig. Denn Kali lasse Stahl korrodieren. Deshalb gäbe es in entsprechenden Betrieben viele Holzkonstruktionen, die regelmäßig instandgehalten werden müssten.
Da so viele Gewerke an der Instandhaltung beteiligt sind, ist die Wahl des richtigen Ausbildungsbetriebs mindestens so wichtig wie die Entscheidung für einen bestimmten Lehrberuf.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet...
"Wenn ich als junger Mensch in dieses Berufsfeld möchte, sollte ich mir ein größeres Unternehmen mit einer eigenen Instandhaltung suchen", empfiehlt Katrin Jordan. "Denn während der Lehre durchlaufen Auszubildende alle berufsrelevanten Bereiche in einem Betrieb. In einem großen Unternehmen lernen sie die Aufgaben und den Alltag in der Instandhaltung daher schon während ihrer Ausbildung kennen", ergänzt Jordans Kollege Karl-Friedrich Geibig.
So finden Auszubildende auch bereits früh heraus, ob sie mit den Arbeitsbedingungen in der Instandhaltung klarkommen. Wer Maschinen und Anlagen wartet und repariert, arbeitet oft viele Stunden im Stehen, Knien oder in der Hocke. An seinem Arbeitsplatz ist es zudem meist laut und hektisch. "Denn wer im Entstördienst eines Betriebs arbeitet, muss ausgefallene Maschinen in der Regel unter großem Zeitdruck wieder zum Laufen bringen", veranschaulicht Katrin Jordan. "Dabei muss er in der Lage sein, strukturiert und analytisch an das Problem heranzugehen, das den Anlagenstillstand verursacht hat. Aktionismus ist trotz des Zeitdrucks fehl am Platz", bestätigt Hendrik Varelmann. Er leitet das Technische Management Instandhaltung beim Instandhaltungsdienstleister Piepenbrock.
Wer die Instandhaltung bereits während seiner Ausbildung kennenlernt, erkennt auch, dass der Service an Maschinen ein extrem kommunikativer Job ist, der sich meist nur im Team erledigen lässt. "Instandhalter müssen mit Kollegen zusammenarbeiten und sich mit ihnen austauschen können, auch wenn diese andere Berufe erlernt haben als sie selbst. Sie müssen außerdem bereit sein, anderen zur Hand zu gehen und sich selbst helfen zu lassen", erklärt KIW-Dozent Karl-Friedrich Geibig. Das setze voraus, dass ein Servicetechniker versteht, wie ein Anlagenmechaniker arbeitet, obwohl er selbst Mechatroniker oder Industrieelektroniker ist. "Idealerweise gewinnen Instandhalter deshalb schon in der Ausbildung ein Verständnis dafür, wie andere Handwerksberufe funktionieren. Das ist für ihre spätere Arbeit unverzichtbar", fasst Geibig zusammen.
Der Weg zum Instandhalter beginnt nach der Lehre
Allerdings beginnt der eigentliche Weg in die Instandhaltung erst nach der ersten Berufsausbildung. "Dazu ist es nicht erforderlich, sich gleich nach der Lehre an einer Meister- oder Technikerschule anzumelden", rät KIW-Geschäftsführerin Katrin Jordan. Beim ersten Schritt auf dem Berufsweg komme es vielmehr darauf an, die in der Ausbildung erworbenen praktischen und theoretischen Kenntnisse bei der Arbeit in dem erlernten Beruf zu vertiefen.
Das ist schon deshalb wichtig, weil es keine Meister- und nur wenige Technikerschulen gibt, die gezielt zum Instandhaltungs- oder Servicetechniker weiterbilden und die meisten Schulen Bewerber nur dann zulassen, wenn diese eine Mindestzahl von Jahren an Berufserfahrung vorweisen können. Ihre Ausbildung bieten sie dann in Voll- oder Teilzeit an. Bisweilen ist sogar ein Fernstudium möglich.
Staatliche Fachschulen verlangen dafür keine Studiengebühren, private Schulen oft mehrere Tausend Euro. Dazu kommen Prüfungsgebühren und die Kosten für die Erstellung eines Meisterstücks. Um diese Ausgaben finanzieren und die Verdienstausfälle während der zweijährigen Voll- und vierjährigen Teilzeitausbildung ausgleichen zu können, haben Meister- ebenso wie Techniker-Schüler Anspruch auf das sogenannte Aufstiegs- oder Meister-BAFöG.
Am Ende der Ausbildung melden sie sich dann zu einer staatlichen Prüfung an. Diese besteht aus mehreren Klausuren und mündlichen Prüfungen sowie manchmal auch einer praktischen Projektarbeit. Die Einzelheiten regelt die Prüfungsordnung des jeweiligen Bundeslandes.
Wer diesen Aufwand auf sich nimmt, erwirbt einen Abschluss der sich mit dem Bachelor-Abschluss einer Hochschule oder Universität vergleichen lässt und qualifiziert sich für Führungspositionen in der Instandhaltung.
Als Instandhalter unverzichtbar
"Dafür brauchen Instandhalter neben technischem Wissen die Fähigkeit, unterschiedliche Gewerke zeitlich und fachlich optimal einzusetzen. Denn in Leitungspositionen sind sie vor allem Systemintegratoren", erklärt Karl-Friedrich Geibig vom KIW. Von Personalplanung müssten sie daher ebenso etwas verstehen wie von Materiallogistik. Sie müssen in der Lage sein, mit Zulieferern zu verhandeln und der Geschäftsleitung zu erklären, welchen Wertbeitrag die Instandhaltung im Unternehmen leistet.
Gelingt ihnen dies, ist ihnen die Anerkennung im Betrieb gewiss. "Denn Instandhalter sind die technischen Experten, die die laufende Produktion absichern und als Problemlöser im Schadensfall unverzichtbar für den Erfolg des Unternehmens sind", weiß Hendrik Varelmann vom Instandhaltungsdienstleister Piepenbrock. Welche Leistung für einen Beruf, den es eigentlich gar nicht gibt.