Wisag ABB Rohr

Mithilfe von Spülkompressoren mussten die Rohre der Fußbodenheizung von Schlamm befreit werden. - (Bild: Wisag Industrie Service Holding)

Ursprünglich wurde bei ABB eine Erneuerung des Wärmeerzeugers als potenzielle Möglichkeit zur Erhöhung der Energieeffizienz ins Auge gefasst und ein entsprechendes Budget für 2017 bereitgestellt. Bei einem Ortstermin mit Hartmut Volp, dem Projektleiter Heizung der Wisag  Gebäude- und Industrieservice Hessen, wurde jedoch ein erhöhtes Einsparpotenzial in der Optimierung des hydraulischen Netzes der Heizungsanlage ermittelt. Daraufhin wurde Adriano Torzi, Projektleiter Energiemanagement der Wisag Gebäude- und Industrieservice Hessen für eine umfassende Bestandsaufnahme hinzugezogen.

Energieeinsparkonzept als Entscheidungsgrundlage für Einsparmaßnahmen

Wisag, ABB, Hocheffizienzpumpe, Voreinstellung Pumpendruck

Voreinstellung des Pumpendrucks an einer Hocheffizienzpumpe. – Bild: Wisag Industrie Service Holding

“Wir haben zunächst eine nach Energieeinsparverordnung (EnEV) §12 gesetzlich vorgeschriebene energetische Inspektion der installierten Lüftungs- und Kälteanlagen ausgeführt”, erläutert Torzi. “Darüber hinaus konnten wir ein umfassendes Energieeinsparkonzept für die beiden betroffenen Gebäude erstellen, das dem Kunden ABB nicht nur Rechtssicherheit gewährt, sondern auch einen detaillierten Bericht mit Kosten- und Amortisationsrechnungen für die eingebaute Heizungs-, Lüftungs- und Regelungstechnik enthält und dem Kunden somit als Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen diente.” ABB Standortleiter Ralf Hopp ist mit dem Wisag-Konzept zufrieden: “Das Energieeinsparkonzept war als Entscheidungsgrundlage für Einsparmaßnahmen genau das, was wir seit langem benötigt haben, da wir zwar optimieren wollten, jedoch nie durch Zahlen belegt wussten, wie wir das genau bewerkstelligen sollten.”

Wisag, ABB, Regelungstechnik

Die neue Regelungstechnik wird in Betrieb genommen. – Bild: Wisag Industrie Service Holding

Entsprechend des vom Industriedienstleister vorgelegten Energieeinsparkonzeptes wurde mit der Durchführung der Optimierungsmaßnahmen im ersten Gebäude begonnen. Von einem Austausch des Wärmeerzeugers, einem Gaskessel, wurde Abstand genommen und beschlossen, den Kessel vorläufig für die nächsten Jahre weiterlaufen zu lassen, und sich stattdessen um das von ihm versorgte Heizungsnetz zu kümmern. Denn die in den 1980er-Jahren installierte Fußbodenheizung war seit Jahren außer Betrieb, da sie nie hydraulisch abgeglichen wurde. Das Gebäude wurde stattdessen jahrelang über das Heizregister der Lüftungsanlage und vereinzelte Heizkörper beheizt. Eine ungleichmäßige Wärmeverteilung war die Folge, die neben unnötig hohen Heizkosten auch ein Unwohlbefinden der Mitarbeiter verursacht hat, da es in einem Teil der Halle extrem warm, im anderen nicht warm genug war. Die aufgrund des langen Nichtgebrauchs stark verschlammte Fußbodenheizung stellte eine besondere He­rausforderung dar. Sie musste im ersten Schritt mithilfe von Spülkompressoren vom Schlamm befreit werden.

Im Fokus

Verlässlicher Industrieservice
Das Kerngeschäft von Wisag ist die Übernahme von Sekundärprozessen rund um Produktion und Verwaltung bei industriellen Kunden. Das Leistungsspek­trum umfasst die Geschäftsfelder Instandhaltung, technische Reinigung, industrielles Facility Management, Anlagenbau Elektrotechnik, Anlagenbau ­Gebäudetechnik, Produktionslogistik, Produktionsunterstützung sowie Industriemontage. Mit über 9000 Kunden und einem Umsatz von 740 Mio. Euro im Jahr 2016 zählt die Wisag Industrie Service Holding GmbH zu den führenden Dienstleistungs­unternehmen der Branche.

Energieeinsparungen und mehr Betriebssicherheit

Wisag, ABB, Feinjustierung

Feinjustierung des 3-Wege-Mischers, sodass die Vorlauftemperatur entsprechend der Außentemperatur eingestellt werden kann. – Bild: Wisag Industrie Service Holding

Erst im Anschluss konnte ein hydraulischer Abgleich der neuen Heizkreisverteiler ausgeführt und Strangregulierventile eingebaut werden. Diese wurden nach genauer Berechnung messtechnisch exakt eingestellt. In Kombination mit der Erneuerung der kompletten Mess-, Steuer- und Regelungstechnik des Gebäudes wurde so im Bereich Heizung eine Einsparung von rund 15 bis 20 Prozent erzielt.

Als weitere Maßnahme wurde der bisherige große, keilriemengetriebene Zuluftventilator durch vier direktangetriebene Ventilatoren ersetzt. Die Amortisationszeit der hierfür anfallenden Kosten wird laut Energieeinsparkonzept weniger als zwei Jahre betragen, da nun statt 21 kW beim alten Ventilator bei Volllast der neuen Ventilatoren nur 13 kW Leistung benötigt werden. “Die vier neuen Ventilatoren verfügen zudem über einen integrierten Frequenzumrichter, sodass die Leistung nur bei tatsächlichem Bedarf 13 kW beträgt. In der Regel benötigen wir jedoch nicht 100 Prozent der ehemaligen Anschlussleistung”, präzisiert Torzi. Insgesamt schätzt der Projektleiter die zu erwartende Energieeinsparung auf rund 40 bis 45 Prozent. Gleichzeitig wurde so – quasi als schöner Nebeneffekt – die Betriebssicherheit erhöht, da bei Ausfall eines Ventilators immer noch die drei verbleibenden Ventilatoren weiterlaufen.

Komplett neue Regelungstechnik

Wisag, ABB, hydraulischer Abgleich

Projektleiter Hartmut Volp erklärt die Vorgehensweise beim hydraulischen Abgleich. Das Strangregulierventil wird mithilfe eines Messgerätes auf den notwendigen Durchfluss eingestellt. – Bild: Wisag Industrie Service Holding

Das Zusammenspiel zwischen Ventilatordrehzahl und bedarfsgerechter Regelung der Fußbodenheizung – inklusive der nun energieeffizienten Pumpen der Heizungsverteilung – wurde mittels einer komplett neuen Regelungstechnik realisiert. Die Fachabteilung Systemintegration der Kessler + Luch, einer Spezialgesellschaft der Wisag Industrie Service Gruppe, wurde hinzugezogen, um die entsprechende Programmierung zu übernehmen. Die Regelungstechnik wurde so konzipiert, dass der Container, in welchem die Heizungsanlage aufgestellt ist, über industrielles WLAN mit den Verbrauchern im Gebäude verbunden ist. Diese funkbasierte Verbindung kann bei einer anschließenden Optimierung in einem zweiten Gebäude entsprechend erweitert und so eine komplette Gebäudeleittechnik geschaffen werden.

“Dank der Maßnahmen konnten wir unseren Energieverbrauch unmittelbar und nachhaltig reduzieren.” Ralf Hopp, ABB Automation GmbH

Wisag, ABB, Montage

Letzte Montagearbeiten an den neuen EC-Ventilatoren mit integriertem Frequenzumrichter. – Bild: Wisag Industrie Service Holding

Die Optimierungsmaßnahmen in der ersten Halle wurden im Februar erfolgreich abgeschlossen. “Die Wisag Gebäude- und Industrieservice hat uns gemeinsam mit Kessler + Luch ein maßgeschneidertes Energiemanagement für unseren Standort in Praunheim geliefert. Dank der bereits umgesetzten Maßnahmen konnten wir unseren Energieverbrauch in der Halle unmittelbar und nachhaltig reduzieren. Ich bin sicher, dass wir mit den weiterführenden Optimierungen im zweiten Gebäude unsere Energieeffizienz noch weiter steigern können”, so ABB Standortleiter Hopp zufrieden. Im Mai 2018 wurde mit der Ausführungsplanung im Nebengebäude begonnen, und die Optimierung der Heizung, Lüftung und Regelungstechnik soll in den Sommermonaten umgesetzt werden. em

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