Taschenmesser

Das Markenzeichen von 90er-TV-Held MacGyver war (neben der Vokuhila-Frisur) sein universal einsetzbares Taschenmesser. Dazu noch Klebeband sowie Draht und alles vom Atomreaktor bis zur Zellentür konnte repariert, überbrückt oder manipuliert werden. Doch bei Gesprächen auf den Veranstaltungen der Instandhaltung hätte sogar Mac noch so einiges lernen können. (Bild: spaxiax - stock.adobe.com)

Gerade aus dem Urlaub zurückgekommen, stand auch schon mit den Instandhaltungstagen in Berlin eine große Konferenz auf dem Programm. Und nachdem ich in den Urlaubs-Wochen mal wieder zu faul war, eine Kolumne zu schreiben, war ich nun wieder voller Elan und freute mich auf die vielen Vorträge und Gespräche. Ein tolles Ambiente, ein voller Saal und viele, wohl-vertraute Gesichter waren nach den letzten Monaten, in denen immer es immer wieder wegen Corona zu Einschränkungen kam, eine Wohltat. Meinen eigenen Vortrag zur Instandhaltung in der Circular Economy hatte ich bereits zum Jahresanfang erstellt, aber er musste aufgrund von Corona-Verschiebungen bis zum September warten. Die anderen Vorträge u.a. zur agilen Instandhaltung, zur Anlagenoptimierung oder zum Digitalen Zwilling waren spannend und führten zu interessanten Diskussionen.

Wie bei vielen derartiger Veranstaltungen sind es aber insbesondere die Gespräche in den Pausen und Abendveranstaltungen, die mich immer wieder so erfreuen. An dem Abend saß ich in einer geselligen Rund im Brauhaus mit einigen mir bekannten und noch nicht bekannten Instandhaltern zusammen und tauschte diverse Anekdoten, Meinungen und Gedanken rund um die Instandhaltung aus.

Der Autor Prof. Dr. Lennart Brumby

Lennart Brumby

Prof. Dr. Lennart Brumby ist Studiengangsleiter für Service Engineering an der DHBW Mannheim. Der ausgewiesene Instandhaltungs-Experte ist Mitglied im DIN Normungsausschuss Instandhaltung, im EAMC European Asset Management Committee, im FVI Forum Vision Instandhaltung, in der GFIN Gesellschaft für Instandhaltung, im KVD Kundendienst-Verband Deutschland, im VDI Fachausschuss After Sales Service, im VDI Fachausschuss Instandhaltung und WVIS Wirtschaftsverband für Industrieservice. Seine Kolumne erscheint exklusiv beim Fachmagazin Instandhaltung.

Zu später Stunde erzählte ich dann auch von meinem derzeitigen privaten Instandhaltungsprojekt, dem defekten Trockner. Seit Juni will er nicht mehr starten, und mehrere Nachmittage habe ich davor gebracht und geflucht. Dank eines Youtube-Videos konnte ich recht schnell den Fehler identifizieren, ein Wackelkontakt in der Türöffnung verursachte wohl den Fehler. Ich reinigte die Kontakte, bog sie zurecht und schickte Stoßgebete gen Himmel, dass sie wieder funktionieren mögen. Und tatsächlich, beim Funktionstest schien der Trockner wieder startbereit. Doch immer, nachdem ich die Frontplatte wieder montiert hatte, trat das selbe Fehlerbild wieder auf. Dies hatte sich mehrere Male wiederholt, bis ich irgendwann im Juli schon kurz davor war, einen professionellen Service zu bestellen. Ich hasse solche Niederlagen. Da die Wäsche aber auch im Garten gut trocknen konnte, verdrängte ich den defekten Trockner aus meinem Bewusstsein und genoss die schönen Ferientage.

Und wie ich so voller Emotionen nun am Abend der Konferenz im Brauhaus von meinem erfolglosen Reparatur-Projekt erzählte, hörte ich neben den vielen Lachern auch einen kurzen Einwurf: „Ich hätte es einfach überbrückt!“ (Ich nenne hier bewusst nicht die Quelle, um rechtliche Folgen für den Tipp-Geber auszuschließen.) Trotz der fortgeschrittenen Stunde und einiger Bierchen blieb mir dieser Tipp gut im Gedächtnis.

Am Wochenende habe ich nun diesen Tipp aufgegriffen und – zur Überraschung meiner Familie – mich erneut an die Reparatur des Trockners gewagt. Die Demontage hatte ich ja bereits gefühlt hunderte Male geübt, aber diesmal kamen noch ein Stückchen Draht und etwas Klebeband zum Einsatz. MacGyver lässt grüßen. Nach dem Zusammenbau der Frontplatte konnte ich stolz der Familie verkünden: Der Trockner funktioniert wieder! Und tatsächlich tut er es auch bis zum heutigen Tag.

So sitze ich nun hier glücklich an meinem Schreibtisch und kann voller Überzeugung davon berichten, wie wichtig es ist, sich auf Konferenzen, Verbandstreffen oder Messen mit anderen Expert*innen zu treffen und sich auszutauschen. Neben dem kleinen, aber sehr hilfreichen Handwerker-Tipp habe ich zudem zahlreiche Ideen und Darstellung für meine eigenen Vorlesungen sammeln können. So bekommen auch meine Studis etwas von der Konferenz ab. Ach, was war das wieder für eine erfolgreiche Woche!

In diesem Sinne wünsche ich uns im Herbst wieder viele weitere Gelegenheiten, sich zu treffen, sei es auf den kommenden Konferenzen oder Messen (wie die In.Stand in Stuttgart oder die Maintenance in Dortmund), um sich mit lustigen Anekdoten und hilfreichen Tipps auszutauschen. Ich freu‘ mich auf Sie.

Ihr, sehr mit sich zufriedener

MacBrumby

Instandhaltung einer Hydraulikanlage
(Bild: Denys Yelmanov - stock.adobe.com)

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